Der hlg. Mauritius verkündet
St. Moritz Auf meine letzte Berichterstattung über die Tätigkeit (sowie die strikte Nichterwähnung allfälliger Untätigkeit) meines Gemeindevorstandes gingen eine Handvoll Klagen von aufgebrachten Bürgerinnen und Bürgern ein. So wurde etwa moniert, ich sei keinesfalls ein profanes Wappenvieh, sondern niemand Geringerer als der Schutzpatron dieser Gemeinde. So sehr mich diese Interventionen ehren, entspricht es nicht der gebotenen Bescheidenheit eines Heiligen, sich mit seinen Titeln und Ehrungen zu schmücken. Ich bitte daher um Verständnis für die selbstironische Wortwahl meine eigene Person betreffend. Bescheidenheit ist schliesslich das Fundament, auf dem St. Moritz seit eh und je gestanden hat. Der Vollständigkeit halber scheint es mir angebracht, zu erwähnen, dass ich auch der Schutzheilige der Waffenschmiede und Infanteristen bin.
Auszug von Schweinen führt zu Gebührenreduktion
Wenn im Zusammenhang mit dem Hotel Bären von einem Schweinestall gesprochen wird, sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Denn beim Stall handelt es sich tatsächlich um einen solchen, der zwar zum Hotel gehört, aber auf Boden von Celerina liegt und in Sachen Ver- und Entsorgung durch St. Moritz bedient wird. Da die Schweine längst ausgezogen sind, werden dort nur mehr Möbel gelagert. Und weil Möbel weniger Dreck machen als Schweine, erlässt der Gemeindevorstand dem Hotel Bären nun auf Gesuch den Grossteil der Beanspruchungs- und Bereitstellungsgebühr.
Runder Tisch zu regionaler Oberstufe
Die Bau- und Planungskommission Bildungszentrum Grevas kann sich eine regionale Oberstufe im Sinne einer Kreisschule mit anderen Gemeinden als Partnerinnen vorstellen. Der laufende Prozess der Machbarkeitsstudie soll daher unterbrochen werden und die geplante Konsultativabstimmung zum Standort am 18. Juni 2023 nicht durchgeführt werden. Mein Vorstand stimmt diesem Ansinnen zu. Es wird nun nach einem möglichst kreisrunden Tisch für das Treffen mit den Nachbargemeinden gesucht, da das Thema an sich bestimmt einige Ecken und Kanten aufweist. Das Bauamt prüft derweil, welche dringlichen Unterhalts- und Sanierungsarbeiten am Schulhaus Grevas anstehen.
Leere Kirche sucht Füllung
«refurmo Oberengadin», die Schwesterkirche meiner eigenen, hat den Vorstand angefragt, ob die Gemeinde Interesse an der Übernahme der Französischen Kirche in St. Moritz Bad hätte. Die «église au bois» soll verkauft oder vermietet werden. Der Gemeindepräsident sondiert nun, ob Interesse besteht, den Bau für kulturelle Zwecke zu nutzen. Ortunkundigen mit Frühfranzösisch-Kenntnissen sei erklärt, dass es sich hierbei nicht um eine Holzkirche handelt, sondern eine «Kirche im Gehölz». (Die älteste erhaltene echte Holzkirche steht übrigens im englischen Weiler Greensted.)
Zwei Verwaltungsräte für Gefrorenes
Die See-Infra AG gehört meiner Gemeinde und schaut dazu, dass auf dem gefrorenen St. Moritzersee im Winter unter anderem geritten und geglitten werden kann. Wie es sich für eine AG gehört, hat sie Verwaltungsräte. Mein Gemeindevorstand schlägt dem Gemeinderat Leandro A, Testa und Bernhard Tillmann als neue VR-Mitglieder vor.
Amtlich ist auch öffentlich
Dass Reden Silber sei und Schweigen Gold, entspricht nicht mehr der aktuellen Gesetzgebung. Denn in St. Moritz wie auch beim Kanton Graubünden gilt das Prinzip, dass alle Informationen öffentlich sind, sofern es keinen spezifischen Grund für eine Geheimhaltung gibt. Solche Gründe umfassen etwa Personendaten und noch nicht abgeschlossen Meinungsbildungsprozesse von Behörden. Die Gemeinderätin Martina Gorfer stellte in diesem Zusammenhang eine Reihe Fragen an meinen Gemeindevorstand, die dieser pflichtgemäss beantwortete. In aller Kürze ausgedrückt: Was meine Gemeinde an amtlichen Dokumenten produziert, kann auf Gesuch hin und von Ausnahmen abgesehen von allen Menschen eingesehen werden. Das umfasst auch Beschlüsse der Baukommission, wie der Gemeinderätin mitgeteilt wurde.
Kalte Betten sollen warm werden
Als Ferienort verfügt meine Gemeinde naturgemäss über Zweitwohnungen. Ein Teil der in den letzten Jahren erstellten Wohnungen sind jedoch auch Erstwohnungen. Sie wurden nur bewilligt, damit dort Personen hausen, die ihren Lebensmittelpunkt in St. Moritz haben. Wie immer nehmen es in diesem Land nicht alle Leute mit dem Gesetz so genau. Mein Gemeindevorstand weiss von Erstwohnungen, in der offenbar niemand die Betten wärmt. Deren Eigentümerschaften werden nun schriftlich aufgefordert, ihre vier oder mehr Wände gefälligst an Einheimische zu vermieten, respektive an Personen, die sich tatsächlich in meiner Gemeinde aufhalten.
Der heilende Mauritius
Die freundlicherweise nach mir benannte Mauritiusquelle in St. Moritz Bad stellt meine Gemeinde vor gewisse Fragen. Etwa, ob und wie darum herum ein modernes Bäderzentrum entstehen könnte, das wie schon vor Jahrhunderten Gesundheitstouristen anzieht. Geklärt werden muss dafür aber unter anderem, wie andere Orte, die über Mineralquellen verfügen, mit dem Arsen in ihrem Wasser umgehen – der Stoff geniesst ja spätestens seit Agatha Christie einen etwas zweifelhaften Ruf.
Statuten für neue Tourismus-AG liegen vor
Am 12. März nahm meine Bevölkerung das neue kommunale Tourismusgesetz an und stimmte der Gründung der St. Moritz Tourismus AG zu. In der Zwischenzeit wurden auch die Statuten für dieses neue Gebilde ausgearbeitet. Mit dem Volks-Ja zur Auslagerung des Tourismus kann der Gemeindevorstand die AG nun gründen. Die Abkürzung der neuen AG ist übrigens STMT, was auf den ersten Blick an die dritte Person Singular des Wortes «Stimmen» erinnert. Stimmts?
Und noch dies: Falls Sie als Untertanin oder anderweitig interessiertes Individuum ein Anliegen haben, können Sie sich übrigens direkt an mich wenden: Der hlg. Mauritius, c/o Kanzlei der Gemeinde St. Moritz, 7500 St. Moritz. Oder per E-Mail: mauritius@stmoritz.ch