Der hlg. Mauritius verkündet
Höre, Volk von St. Moritz und alle, die dies tatsächlich lesen, obwohl sie anderswo residieren: Ich habe beschlossen, die Monate April und Mai an dieser Stelle zu einer Verkündung zusammenzufassen. Vernimm nun, womit sich mein Gemeindevorstand in den vergangenen Wochen beschäftigen durfte.
Baugesuche im April und MaiIn der Berichtsperiode hat der Gemeindevorstand gesamthaft 61 traktandierte Geschäfte behandelt. Von 27 Baugesuchen wurden alle wie beantragt genehmigt.
Badrutt’s Palace unterirdischIn gut schweizerischer Tradition des Tunnelbauens erstellt das Badrutt’s Palace Hotel zwischen seinem Standort und dem künftigen Neubau «Alpenrose», respektive von dort zur Chesa Veglia, eine unterirdische Verbindung. Das Bauwerk unterquert die Via Serlas und La Serletta. Der Bau besagten Tunnels ist ein anspruchsvolles Unterfangen. So mussten dafür eine Hilfsbrücke über die Via Serlas erstellt und diverse Werkleitungen provisorisch verlegt werden. Mein Vorstand hat sich über die Pläne gebeugt und erlaubt, dass die Strasse vom 26. April bis zum 12. Mai dieses Jahres gesperrt wurde. Für die Verbindung zur Chesa Veglia mittels Rolltreppe wurde eine Sperrung der La Serletta bis 17. Mai genehmigt. Da dies alles ausserhalb der Saison touristischer Wertschöpfung stattfand, ist davon auszugehen, dass einige meiner geschätzten Leserinnen und Leser an dieser Stelle das erste Mal davon erfahren. Sollten Sie Gefallen an derartigen Sperrungen haben, steht es Ihnen frei, ebenfalls Baugesuche für Untertunnelungen einzureichen.
St. Moritz Tourismus AG: Und wieder einen Schritt weiterIn ihrer grösstmöglichen Weisheit hat die Stimmbevölkerung von St. Moritz am 12. März das Gesetz über die Tourismusorganisation gutgeheissen. Auf den 1. April hat mein Vorstand dasselbe in Kraft gesetzt. Bevor die SMT AG ihre Arbeit annehmen kann, sind noch einige Schritte nötig, unter anderem muss ihr Verwaltungsrat bestellt werden. Als Heiliger erfülle ich zwar die nötigen Anforderungen in Sachen Ethik, stehe aber leider für ein solches Amt nicht zur Verfügung, da ich vor etwa 1700 Jahren verstorben bin. Das schweizerische Obligationenrecht sieht nur lebende Personen in diesem Gremium vor. Die für die Zusammensetzung des VR eingesetzte Findungskommission hat aber weitere Pfeile im Köcher, über die sie meinen Vorstand informiert hat. Ausserdem hat mein Vorstand nun die formale Gründung besagter Aktiengesellschaft beschlossen.
Arealentwicklung Rhätische BahnAufmerksame Leserinnen und Leser dieser Verkündungen wissen bereits, dass sich auf dem Areal des Bahnhofs St. Moritz bald etwas tut. Und damit sind nicht die Ankünfte schwer erholungsbedürftiger Reisender aus dem Unterland gemeint, sondern die sogenannte «Entwicklung». Die Rhätische Bahn und mein Gemeindevorstand haben sich gegenseitig in Bezug auf die Weiterentwicklung des Areals ausgetauscht. Mein Vorstand hat nun seinerseits die Antwortvorschläge der aktuellen Fragen der RhB verabschiedet und der Bahn zukommen lassen.
Mit Elektromotoren auf FischfangMotorboote sind auf dem St. Moritzersee nicht erlaubt. Der Fischereiverein St. Moritz hat dennoch um eine Ausnahmebewilligung für die Schleppfischerei mit Elektromotoren ersucht und eine solche von meinem Vorstand unter gewissen Auflagen erhalten. Im Rahmen eines Pilotversuchs vom 1. Mai 2023 bis 30. September 2026 gilt nun eine Ausnahme. Ziel soll es sein, Bootsfischen attraktiver zu machen und den Druck auf die Kanadische Seeforelle (ein Künstlername des nach Europa verschleppten Amerikanischen Seesaiblings) zu erhöhen, der in den Sommermonaten träge am Grund abhängt und daher beim konventionellen Angeln nicht anbeisst. Auf diese Weise soll sich das Ökosystem des St. Moritzersees verbessern, was dem heimischen Seesaibling und der Bachforelle entgegenkommt. Nach ihrer Meinung befragt, blieben alle drei betroffenen Fischarten bis Redaktionsschluss stumm.
Aufwertung des SeesNicht nur die Fische schätzen den St. Moritzersee, auch der Bevölkerung ergeht es ähnlich. Sie wünscht eine Aufwertung des Sees, wie sich aus der Erarbeitung der Vision und Raumstrategie «St. Moritz 2030» ergab. Mein Vorstand hatte inzwischen ein externes Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Rasch ergab sich, dass jedwede weitere Planung die aktuellen Umweltschutzgesetze beachten muss. Mit anderen Worten: Gesucht wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nutzung und Schutz. Ergo wurden Bodenproben rund ums Ufer entnommen sowie Wellenschlag und Eis gemessen. Mein Vorstand hat die vorliegenden Ergebnisse nun studiert. Nächstens wird der Kanton darüber informiert. Im Anschluss kann im Detail am Projekt weitergearbeitet werden. Ein Umzug des Sees in eine andere Gemeinde ist übrigens derzeit nicht geplant, zumal andere Gemeinden bereits schöne Seen besitzen.
Olympia Bob Run soll Anstalt werdenAuch an der Grenze zur anderen Nachbargemeinde tut sich etwas. Der Olympia Bob Run startet bekanntermassen in St. Moritz und endet im fernen Celerina. Anlass für Diskussionen hat allerdings nicht die Streckenführung gegeben, sondern die Rechtsform der Bahn. Zur Debatte standen entweder eine Aktiengesellschaft oder eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Letztere Variante hat den Favoritinnenstatus. Die Angelegenheit fährt sich nun weiter Richtung Ziel.
Post an den Heiligen höchstpersönlichUnd zum Schluss noch dies: Falls Sie als Untertanin oder anderweitig interessiertes Individuum ein Anliegen haben, können Sie sich übrigens direkt an mich wenden: Der hlg. Mauritius, c/o Kanzlei der Gemeinde St. Moritz, 7500 St. Moritz. Oder per E-Mail an: mauritius@stmoritz.ch