14.01.2018 Anne-Marie Flammersfeld 3 min

Wie hinsichtlich bekannt, renne ich ja gerne lange und sehr lange Distanzen. Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob denn meine Knie nicht schmerzen würden und was denn mit Arthrose sei. Ich kann euch beruhigen, alles soweit in Ordnung. Aber ich bin diesen Fragen mal auf den Grund gegangen, habe etwas recherchiert und bin auf folgende Studie gestossen. Nun wurde eine Studie aus dem Jahr 2009 veröffentlicht, die Extremsportler beim Transeuropalauf untersuchte. Die Wissenschaftler der Uni Ulm (rund um Dr. Uwe Schütz) wollte wissen, wie sich die enorme Belastung beim Trans-Europalauf von 4.487,7km auf den menschlichen Organismus auswirkte. Dazu begleiteten die Forscher die Athletinnen und Athleten aus 12 Nationen zwischen dem 19.4. und 21.6.2009. Als diagnostische Instrumente hatten die Forscher ein mobiles MRT-Gerät zur Verfügung, sowie Diagnostika zur Untersuchung der Blut,- und Urinwerte, sowie Hautfaltendickemessung und Temperatur. Die Strecke führte von der süditalienischen Hafenstadt Bari bis zum Nordkap und die 67 SportlerInnen mussten täglich Strecken zwischen 44 und 95km zurücklegen. 45 von ihnen kamen im Ziel an. Was wurde untersucht? Die Gelenke der Athletinnen und Athleten standen im Vordergrund; zudem wurde das Gehirn auf Veränderungen untersucht. Was kam heraus? Auf den ersten 1500km kam es zu Störungen im Knorpel in allen Gelenken. Je mehr Kilometer die Läufer aber zurücklegten, desto mehr erholte sich der Gelenkknorpel, was die Wissenschaftler sehr erstaunte. Zudem habe sich der Durchmesser der Achillessehne vergrößert. Bei lediglich zwei Sportlern kam es im späteren Rennverlauf zu Ermüdungsbrüchen. Und wie reagierte das Hirn? Nach der gut 2-monatigen körperlichen Belastung nahm das Volumen der grauen Hirnsubstanz im Durchschnitt um 6,1% ab. (Die graue Hirnsubstanz ist ein wichtiger Bestandteil des Zentralnervensystems. Die Menge der grauen Substanz bestimmt zum Teil die menschliche Intelligenz). Manche Hirnbereiche waren mehr, andere weniger stark betroffen. Die Forscher gaben aber Entwarnung: nach acht Monaten zeigte eine erneute MRT-Aufnahme eine vollständige Erholung der Hirnmassen. Man erklärte sich die Reduzierung durch ein allgemein sehr hohes Energiedefizit und Rückgang der körpereigenen Fettreserven und somit einer Energieeinsparmaßnahme seitens Hirn. Oder auch anders formuliert: die Hirnareale, die gerade nicht gebraucht wurden, sind einfach „abgeschaltet“ worden. Ganz nach dem Motto: „Form follows function- Form folgt der Funktion“. Mein Fazit: Der menschliche Körper ist zu weit mehr in der Lage, als wir denken und kann sich den neuen Gegebenheiten immer wieder anpassen. Das, was gefördert wird, verbessert sich; das, was vernachlässigt wird, verkümmert. Aber es verschwindet nicht- es ist nur auf „Stand by“. Deswegen: wenn die Motivation und Begeisterung für eine Sache stimmt, kann man auch mit 90 Jahren noch an der Senioren-Weltmeisterschaft im Leichtathletik teilnehmen.   Die Studie ist nachzulesen:

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com