04.02.2018 Anne-Marie Flammersfeld 3 min
Mit positivem Denken Schritt für Schritt Berge versetzen!

Mit positivem Denken Schritt für Schritt Berge versetzen!

Wer sich schon einmal in der Buchhandlung in die Abteilung „Esoterik“ verirrt hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass ganze Wände rund um das Thema „Positives Denken“, „Selbsterfüllende Prophezeiungen“, „Das Geheimnis des Universums“ und so weiter vollgepackt sind. Es scheint einen grossen Bedarf nach mentalen Fragen und intersphärischen Energien zu geben. Dass man mit positivem Denken eine ganze Reihe positiver Erfahrungen machen kann, scheint in einer Vielzahl von Studien bestätigt. Für mich als Sportlerin und Trainerin ist es natürlich auch immer spannend, wie sich diese bejahende Grundhaltung auf einer Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit oder auch Leidensfähigkeit auswirken kann. Dazu habe ich eine interessante Studie gefunden, die sich mit genau dieser Thematik befasst hat: Wissenschaftler des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg untersuchten, wie die wahrgenommene Anstrengung durch Erwartungen, entweder über den Effekt eines Trainings oder über den Effekt eines beim Training getragenen Sportprodukts (in diesem Fall Kompressionskleidung), beeinflusst werden. Zudem wurde untersucht, ob diese Effekte durch die körperliche Selbstwahrnehmung zusätzlich beeinflusst werden. Hierzu wurden 78 Teilnehmende untersucht, die sich 30 Minuten auf einem Fahrradergometer belasten sollten. Alle fünf Minuten wurden die Teilnehmenden zu ihrer aktuellen Anstrengung befragt. Für diese Studie wurden die Versuchsteilnehmer in vier Gruppe eingeteilt: Es wurde entweder ein Film gezeigt, der wissenschaftliche Belege dafür aufzeigte, dass das folgende Training auf dem Fahrrad positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben würde oder nicht. Die beiden anderen Gruppen durften sich auch vorher einen Film anschauen, in dem das Tagen vom Kompressionskleidung einen günstigen Trainingseffekt versprach oder das das Tragen der Kleidung nur als Kontrollfaktor ankündigte. In einem Fragebogen konnten die Teilnehmenden noch Auskünfte über ihre Selbsteinschätzung betreffend Sportlichkeit geben. Die Ergebnisse der Studie waren erstaunlich: Die Trainingseinheiten wurden als weniger anstrengend empfunden, wenn die Teilnehmenden mit positiven Erwartungen trainierten. Man würde diesen Effekt mit einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ beschreiben. Ich denke positiv, also wird mir auch nur Positives passieren. Interessant war auch, dass die Personen, die sich selbst als sportlich einschätzten, mehr profitieren als die, die sich als eher unsportlich empfanden. Und jetzt wird es ganz spannend: die Personen, die sich als unsportlich einschätzten und denen suggeriert wurde, dass das Tragen eines Kompressionsshirts die Anstrengung reduziert würde, empfanden das Training auf dem Fahrrad wirklich als weniger beschwerlich! Der Glaube versetzt Berge! Placeboeffekt hin oder her: Vielleicht habt Ihr es ja auch schon selbst erlebt, dass zum Beispiel ein positives Kompliment eine aufbauende Wirkung hat oder dass positiv formulierte Sätze in schwierigen Situationen Kraft schenken. Probiert es beim nächsten Training aus und schaut euch vorher den Film „Rocky“ an oder hört motivierende Musik! Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen! Quelle: Mothes H, Leukel C, Seelig H, Fuchs R. Do placebo expectations influence perceived exertion during physical exercise?

Wie sieht es beim Sportteiben eigentlich mit positivem Denken aus. Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Doch kann man allein durch positive Erwartungen eine sportliche Betätigung als weniger anstrengend empfinden? 

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com