Ich war letzte Woche krank – Grippe. So richtig Grippe – einmal Stecker gezogen - mit ner Woche Bettruhe, Tee und ner Rolle Toilettenpapier für die Nase. Früher, als Kind, war Kranksein eigentlich immer gar nicht so schlimm. Man musste nicht zur Schule und die Pflege zu Hause war umso liebevoller. Nicht so, wenn man in der Zwischenzeit erwachsen worden ist. Nein, keine besorgte Nona mehr, die dich mit Breichen und irgendwelchen Tinkturen und Süppchen umgarnt – nein, nur ich, mit einer vollen Portion Selbstmitleid. Wobei, etwas Positive hat es, das Kranksein. Wenn es denn nämlich wieder aufwärts geht, dann kann man sich richtig freuen. Heute beispielsweise war mir das erste Mal nicht mehr so zumute, als wäre ich schon am Morgen früh hinter die Whiskyflasche. Und ich freue mich umso mehr darauf, wenn ich die erste Nacht ohne Hustenanfälle durchschlafen kann. Noch extremer ist diese Freude bei Verletzungen. Ich erinnere mich daran, wie ich mich wie ein kleines Kind gefreut habe, als ich das erste Mal nach meinem Armbruch mit der Hand wieder einen Teller mit Essen halten konnte. Und auch wenn es nicht im entferntesten mit dem zu tun hatte, was ich es nenne, mein Bike zu fahren – die Freude, die ich Ende Sommer hatte, als ich zum ersten Mal wieder auf einem Bike sass, war unbeschreiblich. Und die darauffolgenden Fortschritte, die ich danach merkte. Und erst kürzlich hatte ich Tränen in den Augen, weil ich nach Monaten zum ersten Mal wieder einen Klimmzug machen konnte. Gestern schaffte ich zum ersten Mal zwei davon. Ich machte einen Freudentanz.
Manchmal eilen wir durch unser Leben und schätzen gar nicht was es heisst, gesund zu sein und funktionierende Gliedmassen zu haben. Eigentlich schade, dass erst einmal was kaputt gehen muss oder dem Körper den Stecker gezogen werden muss, dass wir uns daran erinnern. Ab und an bekommen wir Sportler auch den Vorwurf zu hören, dass wir unseren Körper gar nicht schätzen und Raubbau damit betreiben. Ich sehe es genau anders. Meines Erachtens werden wir durch die Verletzungen öfters in genau diese Reha-Situationen gebracht. Und wenn alles funktioniert, dann unterstützen wir Körper und Geist und schauen gut zu ihnen ... ... weil ohne die Zwei, geht gar nix.Alexandra Wohlgensinger
«Riding bikes is my life! Du bist mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit nur hier und genau in diesem Moment, in dieser einen Sekunde. Alles was gestern war oder später sein wird, ist völlig egal.»
Nachdem ich mir einen Traum erfüllt habe und zwei Jahre lang mit meinem Bike durch die Welt gereist bin, kam ich wieder zurück ins Engadin, um mich auf meine Rennkarriere zu fokussieren.
Letzte Saison hatte ich genügend Punkte um beim UCI Downhill Weltcup mitzufahren. Sich zum ersten Mal mit den besten Downhillerinnen der Welt war eine unglaubliche Erfahrung.
Um dieses Jahr im Weltcup voll durchzustarten und mich voll auf die Rennen konzentrieren zu können, habe ich meine Stelle als Redaktorin bei der Engadiner Post aufgegeben. Gemeinsam mit Katze «Luna» und meinem Freund, der mich als Mechaniker, Coach und «Männchen-für-alles» unersetzlich bei den Rennen unterstützt, lebe und trainiere ich in Sta. Maria im Val Müstair.
Und wenn wir mit unserem Van «Verity» nicht gerade an einem Rennen oder im Training irgendwo in Europa sind, dann findet man uns ziemlich sicher in unserer so-quasi Zweitheimat Neuseeland.
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