Ein Blick auf diesen Apfel und jeder weiss wer gemeint ist. Bild: Carla Sabato
Dieser Text wurde ursprünglich von Hand geschrieben. Aus Ermangelung eines Laptops. Das schlechte Gewissen plagt mich, wenn ich daran denke, wie ich mein gutes Stück kaltherzig über die Theke gereicht und in eine Plastiktüte einpacken lassen habe.
Aber der Reihe nach: Seit Monaten schon liess mich mein Laptop wissen, dass die Batterie gewartet werden müsse - Probleme hatte ich aber keine. In weiser und etwas selbstgefälliger Voraussicht erinnerte ich mich an die gruseligen Studentenmythen, in denen Laptops abgestürzt und Abschlussarbeiten auf Nimmerwiedersehen mit in die Tiefe gezogen wurden. Ich beschloss also, mein Herzstück reparieren zu lassen, obwohl es noch einwandfrei funktionierte. Zum ersten Mal in meinem Leben betrat ich den Laden mit der angebissenen Frucht und wurde von einem Mitarbeiten zum anderen weitergereicht. In blauen T-Shirts, mit Tablets und Knopf im Ohr machten diese schon einen etwas surrealen und ferngesteuerten Eindruck. Das konsequente Duzen trug für mich auch nicht zur Wohlfühl-Atmosphäre bei. Eher zum Gefühl, gerade einer Firma von Ausserirdischen in die Hände gefallen zu sein, die nichts Gutes im Schilde führten, um es etwas paranoid auszudrücken. Tatsächlich wussten die blauen Experten das exakte Kaufdatum, die Update-Nummer und wahrscheinlich noch viel mehr über mein Gerät, dessen Batterie tatsächlich ausgetauscht werden sollte. Als ich obendrein noch mein Passwort preisgeben musste, wurde mir vollends mulmig. Was tat ich da meinem treuen Laptop an? Womöglich wäre er noch jahrelang weitergelaufen, nun würden wohl alle meine Daten verschwinden und der Laptop aus Rache über meine Vertrauenslosigkeit in den nächsten Monaten den Geist aufgeben. Ein schwacher Abklatsch einer kritischen Stimme hallte in meinem Kopf wider:
«Was?! Also nur wegen der Batterie würd ich das niemals machen. Du musst den Laptop halt in Zukunft immer am Stromkabel angeschlossen haben. Musste ich bei meinem Alten auch. Und jeden Tag ein Backup erstellen solltest du sowieso.» Jetzt hörte ich auch noch Stimmen. Nun war der Laptop weg. Und mit ihm wohl auch ein vollständiges Profil meines Lebens, das irgendwo in einer fernen Galaxie ausgewertet wurde. Ich konnte nur hoffen, dass wir uns wiedersehen werden.
Update: Wir sind wieder vereint. Die Batterie läuft länger denn je.
Carla Sabato
Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.
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