Schwere Entscheidungen können auch Hunde gnadenlos ausknocken. Bild: Carla Sabato
Das Engadin ist ein Paradies. Ein Paradies für Maturanden aus dem Unterland, die sich vor Entscheidungen drücken möchten. Sehen Sie nur mich an. Ich kann mein Leben mit süssem Texteschreiben fristen, und werde nicht durch Unis oder Studenten daran erinnert, dass eigentlich die Anmeldung für ein Studium angesagt wäre. Diese Haltung rächte sich natürlich jedes Mal, wenn ein erneuter Besuch in der westlichen Heimat angesagt war. Dann fiel mir meine Untätigkeit siedend heiss wieder ein. Ich hatte mich im März (der Bewerbungsschluss war Ende April) immer noch nicht für eine Universität, geschweige denn für ein Studium entschieden. (aaaaaah!)Einige Wochen später: Anfang April. Das Hauptfach und die Uni standen fest. Eigentlich ein Grund zum Aufatmen. Dann aber kam das nächste Problem: Das Nebenfach. In der Onlineanmeldung der Universität sollte man über einen entsprechenden Button das gewünschte Fach auswählen. Klickt man auf diesen, ploppt – oh Schreck! – ein riesiges Fenster mit zum Hauptfach kompatiblen Nebenfächern auf. Arabisch? Hindi? Persisch? Biochemie? Populäre Kulturen (hä?)? Rätoromanisch? Mediävistik? Pilzkunde? Hundewissenschaften? Quark. Die beiden letzteren natürlich nicht. Ich wollte nur verdeutlichen, dass die Liste endlos scheint, und manchmal so exotisch, dass Frau sich gar nichts darunter vorstellen kann. Das Stichwort Hunde brachte mich allerdings auf eine rettende Idee. Immer wenn mir eine Entscheidung schwer fällt, dann ziehe ich meine Hündin zu Rate. Neben ihrem flauschigen Teddy-Pelz, den schwarzen Krallen oder den haarigen Batman-Ohren hat sie nämlich noch mehr zu bieten. Egal ob es um Rezepte, Outfitvorschläge, oder Feriendestinationen geht, sie hat immer eine klare Meinung. Das Ganze funktioniert folgendermassen: Man halte der Hündin beispielsweise zwei Kleidungsstücke vor die Nase, und jenes, an welchem sie zuerst riecht, wird genommen. So auch mit dem Nebenfach. Anhand einer Auswahl an Trockenwurst und verschiedener Käsesorten, die jeweils für ein Nebenfach standen, sollte sie mir die Entscheidung abnehmen – oder besser gesagt aufessen.
Denkste. Dieses Mal klappte es nicht ganz so gut, und ich wagte ernsthaft, ihre Meinung in Zweifel zu ziehen. Denn auch nach mehreren, angepassten Versuchen bestand sie auf Rechtswissenschaften. Das konnte beim besten Willen nicht sein. Vielleicht war sie auch einfach überarbeitet. Schliesslich musste sie sich in den vergangenen Monaten und Jahren in denen wir uns kennen, immer wieder mit Entscheidungen herumschlagen, die für ihr Hundeleben überhaupt nicht relevant waren. Und die Jüngste ist sie auch nicht mehr – ihre 13 Hundejahre entsprechen immerhin 91 Menschenjahren.
Jedenfalls hatte sie sich für meine Ungläubigkeit eiskalt gerächt. Als ich am selben Abend nach Hause kam (ja, etwas spät), konnte sie partout nicht aufhören, mich anzuknurren. Am Tag danach wollte sie mich seltsamerweise nicht erkennen, und flüchtete vor mir unter den Tisch.
Schlussendlich, ein paar Tage später, schien die Welt wieder in Butter zu sein. Ich hatte mich für Deutsch als Nebenfach, und für Kopfkraulen meiner kleinen Hündin entschieden. Ein leises Schwanzwedeln ihrerseits liess mich vermuten, dass auch sie mit diesem Entschluss vollkommen einverstanden war.
Denkste. Dieses Mal klappte es nicht ganz so gut, und ich wagte ernsthaft, ihre Meinung in Zweifel zu ziehen. Denn auch nach mehreren, angepassten Versuchen bestand sie auf Rechtswissenschaften. Das konnte beim besten Willen nicht sein. Vielleicht war sie auch einfach überarbeitet. Schliesslich musste sie sich in den vergangenen Monaten und Jahren in denen wir uns kennen, immer wieder mit Entscheidungen herumschlagen, die für ihr Hundeleben überhaupt nicht relevant waren. Und die Jüngste ist sie auch nicht mehr – ihre 13 Hundejahre entsprechen immerhin 91 Menschenjahren.
Jedenfalls hatte sie sich für meine Ungläubigkeit eiskalt gerächt. Als ich am selben Abend nach Hause kam (ja, etwas spät), konnte sie partout nicht aufhören, mich anzuknurren. Am Tag danach wollte sie mich seltsamerweise nicht erkennen, und flüchtete vor mir unter den Tisch.
Schlussendlich, ein paar Tage später, schien die Welt wieder in Butter zu sein. Ich hatte mich für Deutsch als Nebenfach, und für Kopfkraulen meiner kleinen Hündin entschieden. Ein leises Schwanzwedeln ihrerseits liess mich vermuten, dass auch sie mit diesem Entschluss vollkommen einverstanden war.
Carla Sabato
Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.
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