Volle Kraft auf Kollision! Bild: Carla Sabato
Erwachsenwerden bringt so einige Dinge mit sich. Zum Beispiel eine Art von Wissen, von dem man überhaupt nicht wusste, dass es existiert. Beispielsweise habe ich mir nie überlegt, dass man ja tatsächlich die Hülle der Matratze waschen kann (und sollte). Auch Haushaltsgeräte und andere Armaturen innerhalb der Wohnung können ganz einfach selbst bedient und geflickt werden. Keinen Grund zur Panik also, sollte etwas nicht funktionieren! Während man also als junger Erwachsener mit allerlei neuen Welten beschäftigt ist und buchstäblich mit einer Bedienungsanleitung vor dem Kopf herumläuft, ist die Fahrtrichtung ganz eindeutig auf Zukunft eingestellt.
Andere Menschen sind da eher in der entgegengesetzten Richtung unterwegs, Richtung Vergangenheit. Meine Mutter erzählt immer wieder, wie gern sie mir früher als Kleinkind Latzhosen angezogen hatte. Nicht nur auf meinen Kindheitsfotos, sondern auch auf denen meiner Freunde die in den 90er Jahren geboren wurden (und sich womöglich jetzt gerade auch mit ihren Bedienungsanleitungen herumschlagen), ist dieses Kleidungsstück auffallend oft zu sehen. Wenn ich heute an Latzhosen denke, dann assoziiere ich diese meistens klischeemässig mit der Arbeitskleidung gewisser Handwerksberufe - oder mit Super Mario.
Vor über 20 Jahren wurden diese Hosen wohl eher als Herzigkeitsfaktor für kleine Mädchen und Jungs betrachtet.
Warum ich gerade diese zwei Beispiele - Haushaltsgeräte und Latzhosen - bringe um die Fahrtrichtung von Generationen zu illustrieren? Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass diese zwei Dinge genau die Kombination sind, die zu einer Kollision führen.
Angefangen hat alles mit meinem Waschbecken: Seit Wochen schon lief das Wasser einfach nicht richtig ab. Nach hoffnungslosen Versuchen mit Gummi-Abflussreiniger, der Chemiekeule und nachdem der Wasserpegel im Waschbecken zunehmend riskant wurde, beschloss ich den Siphon zu öffnen. Was ich gefunden habe? Den Deckel einer Plastikflasche und einen Aufkleber mit 10 cm Durchmesser.
Ja, da sind nicht nur Sie erstaunt. Seitdem erfreue ich mich jedes mal am problemlosen Abfliessen des Wassers. Welch ein Luxus!
Aber nicht genug: nur ein paar Tage später teilte mir ein rot-blinkendes Lämpchen an der Waschmaschine mit, dass ich das Wasser manuell ablassen und die Fremdkörperfalle überprüfen musste. Da dieser Abfluss natürlich auf Augenhöhe des Bodens angebracht war, war es unumgänglich, den Badezimmerboden komplett zu überfluten. Da sass ich nun mit durchweichten Kleidern vor der Waschmaschine und fand? Ein kleines, verrostetes Metallteil.
Diese spektakulären Funde und auch die Tatsache, dass ich dies alles ganz allein lösen konnte, erfüllten mich durchaus mit etwas Stolz. Mit dem Gefühl, nun jeder Herausforderung gewachsen zu sein. Sosehr, dass ich im Familienchat witzelte, dass ich vielleicht doch in die Fussstapfen von Super Mario treten wolle (schliesslich ist dieser meines Wissens auch Sanitärinstallateur, oder?). Die Antwort meiner Mutter darauf? „Das wär was, wie in alten Zeiten - du hattest tatsächlich mal Latzhosen in blau, stand dir gut“.
Carla Sabato
Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.
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