29.12.2020 Bibi Vaplan 2 min
Fotos: z. Vfg

Fotos: z. Vfg

Für die Erschaffung meines neusten Projektes wagte ich ein Experiment: Ich erlaubte mir, Gedanken und Ideen zuzulassen, die ich normalerweise mit einem Kopfschütteln ablehnte. Auf dem Weg zur Erschaffung der Popcorn-Opera wollte ich Grenzen sprenzen und Unsinniges, Unmögliches zulassen um mutige Schritte in eine neue Welt zu wagen.

So traf ich unter anderem die Entscheidung, Roccobello und Leon das Leben als Rindssteak zu ersparen, damit sie stattdessen ein Stierleben als Opernstars führen dürfen. «Extra-Life» heisst diese erste Aktion meines Werkes, in dem ich eben extra Leben für meine zwei Lieblinge sammle. Dies versteht sich in Form von Geld, nicht von Heu. Roccobello und Leon müssen dafür auch etwas tun, nur faul rumliegen liegt nicht drin. Kameraerfahrung sammeln zum Beispiel. Roccobello lächelte im November sogar auf eine Doppelseite der Schweizer Illustrierten. Ist gar nicht so einfach, einem Rind das Posieren für die Kamera beizubringen.

Überzeugt davon, dass meine unsinnige Ideen von Stierrettung und Mondflug zauberhaft sind, musste ich leider feststellen, dass ich in der Aussenwelt auf Unverständnis stosse. Das Leben von Roccobello und Leon zu verlängern, begeistert höchstens meine liebsten Freunde. Sogar meine treusten Fans schütteln den Kopf und sehen keinen Unterschied darin, ob die Herzen dieser zwei Stiere weiterschlagen oder nicht

Ich tröste mich damit, dass viele grossen Meister erst Jahre später verstanden worden sind. Ich weiss es nämlich genau: Es macht einen Unterschied. Es macht einen immensen Unterschied ob diese zwei Stierherzen, friedvoll und stark weiter schlagen. Es macht einen Unterscheid, ob ihre Herzschläge durchs Lugnez hallen und mit den Sternen singen. Es macht einen Unterschied, ob Roccobello und Leon lebendig diese Welt bereichern oder nicht. Sie sind der Unterschied. 

www.popcornopera.ch

Bibi Vaplan

Bibi Vaplan (geboren 1979) ist im Engadin aufgewachsen. Das Klavierstudium an der Zürcher Hochschule der Künste schloss sie 2005 mit dem Lehrdiplom ab. Schon während des Studiums komponierte sie für Filme und Theater (u.a. für Vitus). Stilistische Grenzen waren schon immer ein willkommener Grund, über den Zaun zu schauen. Bibi Vaplans Konzerte und ihre mediale Präsenz, zum Beispiel im «Kulturplatz», bei «Glanz und Gloria» oder auf dem Traktor unterwegs für «Jeder Rappen zählt!» machten die Engadiner Künstlerin schweizweit bekannt. Ihr neuestes Projekt, die «Popcorn-Opera» startete am 6. November 2020.