10.01.2021 Anne-Marie Flammersfeld 4 min
Foto: Petra Bork / pixelio.de

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Unsere Körper sind sehr unterschiedlich, möchte man meinen. Dementsprechend reagieren wir auch in Extremsituationen anders. Die einen jammern schon bei einer schniefenden Nase und rufen auch als erwachsene Menschen nach ihrer Mutter. Andere sind so zäh und hart im Nehmen, dass sie sogar bei minus 22 Grad ein Bad im St. Moritzersee nehmen. Freiwillig wohlgemerkt. Wir würden schon längst nicht mehr auf diesem Planeten existieren, hätte unser Körper nicht ein ausgeklügeltes System entwickelt, welches sich Adaption nennt. Wir sind in der Lage uns anzupassen. Und das läuft bei uns allen dann doch relativ ähnlich ab. Wenn wir in der Dunkelheit durch einen zudem noch dunklen Wald laufen und es knackt plötzlich im Gebüsch, fährt unser Körper in Millisekunden in den Kampf- oder Fluchtmodus. Das Herz rast, Blutdruck und Atemfrequenz steigen, so dass wir mehr Sauerstoff bekommen und Kraftreserven mobilisieren. Das Schmerzempfinden nimmt ab und nicht überlebenswichtige Funktionen wie Hunger oder Verdauung werden heruntergefahren oder ausgeschaltet. Überlegen Sie sich das mal, was unser Körper da alles auf die Beine stellt! Das ist das reinste Uhrenwerk aus akkurat aufeinander abgestimmten Abläufen! Da wird nichts dem Zufall überlassen. Zehn Grad machen den Unterschied. Zwischen 32 und 42 Grad passiert einiges. In dieser zehngradigen Spanne entscheidet unser Körper über Leben und Tod. Da Fiebermessen im Moment zum Hochleistungssport avanciert ist, wissen Sie bestimmt schon darüber Bescheid, dass die normale Körpertemperatur irgendwo zwischen 35,8 und 37,2 Grad liegt. Fällt das Aussenthermometer nun auf unmenschliche Werte, muss der Körper Extrawärme produzieren. Das Zittern ist das Resultat schneller Muskelbewegungen, damit diese innere Temperatur aufrecht erhaltet werden kann. Dass das enorme Kraft kostet leuchtet schnell ein. Ist die Kerntemperatur auf etwa 31 Grad gesunken, hört das Zittern auf, da die Energiereserven verbraucht sind. Der Körper versorgt dann nur noch Herz, Hirn und alles andere wird im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren. Bewegungen werden unmöglich. Wenn Sie also gerne eisbaden, sollten Sie nicht zu lange herumplantschen und sich in Ufernähe aufhalten. Und wie ist das mit Hitze? Als erprobte Wüstenläuferin kann ich da aus dem Nähkästchen plaudern. Mehr als 42 Grad Körpertemperatur können tödlich sein. Der Körper schiesst bei drohender Überhitzung Warnraketen in Form von Schweissperlen ab, um sich zu kühlen. Zudem leitet er die überschüssige Wärme über das Blut nach aussen ab. Schwindel, tiefer Blutdruck und Übelkeit sind die Folgen, bevor dann bei über 42 Grad die Glühbirnen durchbrennen. Wenn man sich alleine diese Fähigkeiten unseres Körpers vor Augen hält, stellt man ganz schnell fest, dass es hier um mehr als nur Temperaturmessen geht. Daneben sind die Organe 24 Stunden für uns im Einsatz. Sie patrouillieren rund um die Uhr und sorgen dafür, dass wir essen, schlafen, riechen, hören und schmecken können. Dass unsere Herzmaschine genug Blut in den Kreislauf pumpt und dass wir dadurch mit unserem Oberstübchen ausgeklügelte Gedanken in Form von Sprache an unsere Mitmenschen und an uns selbst schmettern können. Eigentlich müssten wir jede Sekunde dankbar sein, dass das alles mal mehr oder weniger gut funktioniert und dass selbst Viren, Bakterien und sonstige ausserirdische Lebensformen (ALF’s) vom körpereigenen Immunsystem gnadenlos in die Mangel genommen werden. Wir sollten unseren Körper jeden Tag auf einen Thron heben und ihn mit den besten Ölen balsamieren, das beste Essen geben, ausreichend Bewegung zukommen lassen und ihm auch ein kleines Nickerchen unter dem Schreibtisch gönnen. Wer dafür aber keine Zeit hat, weil er keine Zeit hat, dann ist das Gejammer irgendwann wirklich gross. Ein Prosit auf unsere Körper. Denn selbst ein Glas Wein trägt zur Erhaltung der Gesundheit bei, sagte einst ein sehr bekannter Wissenschaftler, dessen Name mir gerade nicht einfallen will. Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=pPBjvVgKAAM

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com