Foto: Daniel Zaugg
Ich möchte hier und heute eine Lanze für die gedruckte Zeitungen brechen. Für mich ist sie ein Kulturgut, das man nicht einfach über Bord wirft, nur weil der Zeitgeist sich gerade verändert.
Die erste Zeitung, die diese Bezeichnung tragen darf, erschien im Jahr 1605, und zwar in Strassburg, gedruckt vom deutschen Johann Carolus, Buchbinder und Drucker. Ihr wohlklingender Titel: «Relation aller fürnemmen und gedenckwürdigen Historien». Zeitung war damals übrigens das gleichbedeutende Wort für «Nachricht». Die erste Tageszeitung, die «Einkommenden Zeitungen», erblickte 1650 in Leipzig die Welt, sie erschien an sechs Tagen in der Woche. 1703 kam das «Wiener Diarium» auf den Markt, die heutige «Wiener Zeitung». Sie ist damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Zeitung ist das Medium, in dem Journalisten «Reduktion von Komplexität» ausüben, wie es im Fachjargon heisst. Sie selektieren die Ereignisse der Welt nach Relevanz, verdichten sie in journalistischen Beiträgen so, dass der Leser gut informiert ist und er sich selbst «ein Bild» über die Ereignisse machen kann. Ganz besondere Wege gehen investigative Journalisten, die Missstände in unserer Gesellschaft ans Licht bringen. Ihnen verdankt der Leser die detaillierte Hintergrundberichterstattung, gerade in einer gedruckten Zeitung. Eine für mich schier unentbehrliche Facette von qualitativ hochwertigem Journalismus, die ich insbesondere beim Studium einer Tages-, Sonntags- oder Wochenzeitung geniesse. Dass ich das Fach «Zeitungswissenschaften» nicht von ungefähr studiert habe, verrate ich Ihnen an dieser Stelle wahrscheinlich nicht überraschend. Zeitung hat für mich noch immer einen unentbehrlichen Bildungswert. Auch wenn es angesichts wachsender Informationsfülle in diesem Zusammenhang nur noch wichtiger ist, sich auch seines eigenen Verstandes zu bedienen, wie schon der Philosoph Immanuel Kant bemerkte. Qualitätsjournalismus ist manchmal Knochenarbeit. Meine Redaktionskollegen von der «Engadiner Post» werden mit den Köpfen nicken, vor allem dann, wenn sie Sachverhalte von gesamtgesellschaftlicher und öffentlicher Relevanz aufspüren und sie hie und da gegen Widerstände aufdecken können. Sie kommen eine ihre vornehmsten Aufgaben im Rahmen von gutem Journalismus nach, sie wachen mit ihrer Arbeit über die Einhaltung der Werte einer demokratischen Grundordnung. Deswegen gelten Medienschaffende respektive Medien als «Vierte Gewalt im Staat» und als «Wächter der Demokratie». Übrigens ist die aus der Historie gewachsene Zeitungswelt eine völlig andere als die der nicht mehr ganz so neuen sozialen Medien. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass die klassischen (Print)Medien einen sie verpflichtenden Ethik-Kodex einhalten müssen. Regeln, nach welchen der professionelle Journalist handeln muss, bei deren Verstoss er sich verantworten muss. Dass dieser Kontrollmechanismus funktioniert, war kürzlich im Fall des Dok-Films von SRF zum Fall Quadroni festzustellen. Einen solchen Kontrollmechanismus gibt’s allerdings in dieser Form in den sozialen Medien nicht, wobei darunter nicht die Online-Formate der klassischen Medien zu verstehen sind. Was ich sagen will: Für mich ist das Lesen einer gedruckten Zeitung einfach auch ein Hochgenuss. Und klar weiss ich, wie nützlich digitale Formate sind. Ich schreibe ja gerade einen Blog. Aber so genüsslich, wie ich die gedruckte Zeitung in einem Café studiere, den Inhalt des mich interessierenden Artikels schier aufsauge und mir währenddessen eigene Gedanken mache - während der Sitznachbar vielleicht auch auf den Artikel schielt. Und dazu, peng, ergibt sich noch ein real-sozialer Kontakt. Dass so was beim Lesen von einem schnöden, stromlinienförmig standardisierten Format eines iPads oder Smartphones vorkommt, ist mir zumindest noch nicht aufgefallen. Da wird stumm über einen Bildschirm gewischt oder gescrollt. Und Gespräche ergeben sich da auch keine. Wer andere Erfahrungen gemacht hat, möchte mich bitte eines Besseren belehren. Nur, um es nochmal klarzustellen: Die gedruckte Zeitung ist für mich ein Heiligtum. Deshalb kaufe ich sie einzeln oder abonniere sie. Blog: Birgit Eisenhut
Die erste Zeitung, die diese Bezeichnung tragen darf, erschien im Jahr 1605, und zwar in Strassburg, gedruckt vom deutschen Johann Carolus, Buchbinder und Drucker. Ihr wohlklingender Titel: «Relation aller fürnemmen und gedenckwürdigen Historien». Zeitung war damals übrigens das gleichbedeutende Wort für «Nachricht». Die erste Tageszeitung, die «Einkommenden Zeitungen», erblickte 1650 in Leipzig die Welt, sie erschien an sechs Tagen in der Woche. 1703 kam das «Wiener Diarium» auf den Markt, die heutige «Wiener Zeitung». Sie ist damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Zeitung ist das Medium, in dem Journalisten «Reduktion von Komplexität» ausüben, wie es im Fachjargon heisst. Sie selektieren die Ereignisse der Welt nach Relevanz, verdichten sie in journalistischen Beiträgen so, dass der Leser gut informiert ist und er sich selbst «ein Bild» über die Ereignisse machen kann. Ganz besondere Wege gehen investigative Journalisten, die Missstände in unserer Gesellschaft ans Licht bringen. Ihnen verdankt der Leser die detaillierte Hintergrundberichterstattung, gerade in einer gedruckten Zeitung. Eine für mich schier unentbehrliche Facette von qualitativ hochwertigem Journalismus, die ich insbesondere beim Studium einer Tages-, Sonntags- oder Wochenzeitung geniesse. Dass ich das Fach «Zeitungswissenschaften» nicht von ungefähr studiert habe, verrate ich Ihnen an dieser Stelle wahrscheinlich nicht überraschend. Zeitung hat für mich noch immer einen unentbehrlichen Bildungswert. Auch wenn es angesichts wachsender Informationsfülle in diesem Zusammenhang nur noch wichtiger ist, sich auch seines eigenen Verstandes zu bedienen, wie schon der Philosoph Immanuel Kant bemerkte. Qualitätsjournalismus ist manchmal Knochenarbeit. Meine Redaktionskollegen von der «Engadiner Post» werden mit den Köpfen nicken, vor allem dann, wenn sie Sachverhalte von gesamtgesellschaftlicher und öffentlicher Relevanz aufspüren und sie hie und da gegen Widerstände aufdecken können. Sie kommen eine ihre vornehmsten Aufgaben im Rahmen von gutem Journalismus nach, sie wachen mit ihrer Arbeit über die Einhaltung der Werte einer demokratischen Grundordnung. Deswegen gelten Medienschaffende respektive Medien als «Vierte Gewalt im Staat» und als «Wächter der Demokratie». Übrigens ist die aus der Historie gewachsene Zeitungswelt eine völlig andere als die der nicht mehr ganz so neuen sozialen Medien. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass die klassischen (Print)Medien einen sie verpflichtenden Ethik-Kodex einhalten müssen. Regeln, nach welchen der professionelle Journalist handeln muss, bei deren Verstoss er sich verantworten muss. Dass dieser Kontrollmechanismus funktioniert, war kürzlich im Fall des Dok-Films von SRF zum Fall Quadroni festzustellen. Einen solchen Kontrollmechanismus gibt’s allerdings in dieser Form in den sozialen Medien nicht, wobei darunter nicht die Online-Formate der klassischen Medien zu verstehen sind. Was ich sagen will: Für mich ist das Lesen einer gedruckten Zeitung einfach auch ein Hochgenuss. Und klar weiss ich, wie nützlich digitale Formate sind. Ich schreibe ja gerade einen Blog. Aber so genüsslich, wie ich die gedruckte Zeitung in einem Café studiere, den Inhalt des mich interessierenden Artikels schier aufsauge und mir währenddessen eigene Gedanken mache - während der Sitznachbar vielleicht auch auf den Artikel schielt. Und dazu, peng, ergibt sich noch ein real-sozialer Kontakt. Dass so was beim Lesen von einem schnöden, stromlinienförmig standardisierten Format eines iPads oder Smartphones vorkommt, ist mir zumindest noch nicht aufgefallen. Da wird stumm über einen Bildschirm gewischt oder gescrollt. Und Gespräche ergeben sich da auch keine. Wer andere Erfahrungen gemacht hat, möchte mich bitte eines Besseren belehren. Nur, um es nochmal klarzustellen: Die gedruckte Zeitung ist für mich ein Heiligtum. Deshalb kaufe ich sie einzeln oder abonniere sie. Blog: Birgit Eisenhut
Redaktion Engadiner Post
Wie geht es auf einer Redaktion zu und her? Inbesondere an einem Produktionstag? Was macht ein Redaktor/eine Redaktorin den lieben langen Tag? Und was braucht es, von der Idee bis zum vollständigen Bericht in der Zeitung? Über diese und weitere Themen lesen Sie regelmässig im Redaktionsblog der «Engadiner Post/Posta Ladina».
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