Es hatte mich getroffen. Aus dem Nichts. Einfach so. Ich hatte gar nichts gemacht. Auf einmal war er da, der Schmerz. Es war aber auch nicht irgendein Schmerz. Es war ein höllischer Schmerz. Es war ein Schmerz mit magischen Ursachen. Salopp spricht man von einem Hexenschuss. Aber das was ich hatte, konnte nicht nur von einer Hexe ausgelöst worden sein. Es musste sich das gesamte magische Universum gegen meinen Nacken vereint haben. Auch wenn die Entstehung des Begriffs bis ins Mittelalter zurückgeht. Der Schmerz war präsenter denn je. Morgens war noch alles gut. Ich bewegte mich völlig normal und trainierte mit meinen Trainingsgästen Bauchmuskeln, Liegestütz und Biceps. Vielleicht war es der kalte Wind, der gegen Mittag aufkam. Jedenfalls konnte ich mich ab dann nicht mehr frei bewegen. Jegliche Bewegung im Schulterbereich war nur unter grausamen Schmerzen möglich und das Kopfseitneigen war unmöglich. Ja, ja, man weiss immer erst wie gut es einem ging, wenn man sich für eine Zeit mal nicht mehr vogelfrei bewegen kann! In meiner gut bestückten Hausapotheke kramte ich alle Mittelchen und Salben aus den Schachteln und cremte, massierte und betete. Ja, ich betete zur heiligen Hexe, dass sie doch bitte Gnade mit mir haben sollte. Ich sprach wohl die falschen Wörter gen Himmel, denn Stunde um Stunde verschlechterte sich mein Zustand. Das grosse Finale dieser gerade erst beginnenden Tortur sollte aber erstmal die bevorstehende Nacht werden. Im Liegen wird es schon besser, dachte ich noch, als ich es mir zum Schäfchen zählen im Bett gemütlich machte. Keine 5 Minuten konnte ich es in der liegenden Position aushalten und wollte die Lage ändern. Dies wurde fast zur «Misson impossible». Mein Kopf war schwer wie ein Elefantenbein und weigerte sich bis in die letzte Nervenzelle sich bewegen zu lassen. Ich war wie eingefroren. Aber Liegenbleiben war genauso schmerzhaft. Ich war in einem echten Dilemma. Mit zusammengebissenen Zähnen und gepresster Atmung schaffte ich es irgendwie, mich auf die andere Seite zu drehen. Für ein paar Momente war der Schmerz weg, um dann mit voller Breitseite erneut einzuschiessen. Im Zuge dessen schossen mir die Tränen ins Gesicht, und ich sehnte nur den nächsten Morgen herbei, um mich auf irgendeine Behandlungsliege legen zu können. Aber auch der Gedanke an die feinen Hände meiner Chiropraktikerin, die so schön die Wirbelgelenke „knacken“ kann, brachten mir eher kalten Schweiss auf die Stirn. Die Nacht war schlaflos. Und so tigerte ich durch meine Wohnung in der Hoffnung auf Besserung. Völlig gerädert landete ich dann am nächsten Morgen auf der Liege meiner Therapeutin und nach 30 Minuten Behandlung mit Nadeln, Klopfen, Schütteln, Knacken ging es mir etwas besser. Die vollständige Genesung erfuhr ich dann nach circa 6 Tagen und lag damit etwas über dem Durchschnitt eines klassischen Hexenschusses. Der dauert nämlich in der Regel nur ein paar Tage. Ursache bis heute unbekannt. Wie auch schon im Mittelalter. Nur mussten damals die „Hexen“ für alles Nicht-Erklärbare herhalten. Wer oder was mich mit einem Pfeil des Schmerzes getroffen hatte war mir eigentlich egal. Er, sie oder es sollten bitte für die nächsten 500 Jahre einen grossen Bogen um mich machen. Bis dato lasse ich die Sorge vor einem erneuten Schuss gerne als Ausrede für Eisbäder im St. Moritzersee gelten. Obwohl mir neulich jemand sagte, dass Kältetherapie eigentlich besser sei als warme Wickel! Seien Sie auf der Hut und bleiben Sie in Bewegung! Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=pyZn_3jnrVA
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