Dänemark wartet neben klassischen auch mit etwas unkonventionelleren Ferienangeboten auf... Bilder: Carla Sabato
Auf den ersten Blick sah der Raum eigentlich ganz normal aus. Erst auf den zweiten Blick fiel uns auf, dass irgendetwas fehlte. Der Raum war sehr klein, hatte eine Toilette, einen Spiegel und ein Lavabo. Wo war die versprochene Dusche in diesem Badezimmer? Erst als wir die seltsame Brause vorfanden, die an der Decke befestigt war, und uns von der Rezeptionistin („I know, it’s super weird!“) die Handhabung erklären liessen, war klar: Geduscht wird heuer nur über der Toilette. Und: Wer nachts mal aufs Häuschen muss, kriegt gratis einen „Gutsch“ auf den Kopf. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch etwas mehr Hintergrundinformationen liefern. Wir, das heisst Blondie (so nennt sich meine Reisegefährtin übrigens selbst), und ich, waren auf einer für uns üblichen, chaotischen Reise, die wir höchstens 10 Tage im Voraus buchten. Diesmal verschlug es uns nach Kopenhagen. Und das mit der Dusche sei tatsächlich normal, versicherten uns zwei blonde Dänen in ihrem nuscheligen Deutsch, „falls ia übehaupt eine Duse habt!“ Irgendwie erinnerte mich unser Erlebnis stark an eine Szene aus Sex and the City, in der Carrie und Samantha das Badezimmer im Zug nach San Francisco inspizierten und genau dasselbe vorfanden. Damit wäre wohl die Herkunft der Macher dieser Serie auch geklärt.
Unsere abenteuerliche Reise wurde nach der Besichtigung von mehreren Schlössern, Hafenpromenaden und Stränden doch etwas gewöhnlich. So musste im königlichen Kunstmuseum gleich mal eine andere Bildbetrachtung her. Haben Sie schon einmal die Snapchat-Filter an Gemälden ausprobiert? Als wir den Porträtierten Hundeschnauzen, Turbane und Faceswaps verpassten, kicherten wir wie Teenie-Mädchen und mussten uns vor dem erstaunten Museumswärter hinter der nächsten Ecke verstecken. Eine andere Art der Objektschändung scheint in Kopenhagen allerdings alltäglich zu sein. „De Lille Havfrue“, die kleine Meerjungfrau, wird täglich von Touristen in haarsträubenden Positionen erklommen, um ja ein gutes Selfie machen zu können. Unter diesen Umständen verzichteten wir auf ein Erinnerungsfoto. Und auch mit (Shitstorm-) Duschen kennt sich die kleine Meerjungfrau übrigens aus: Laut dem Baedeker-Reiseführer wurde sie bereits mehrmals mit Farbe übergossen, von ihrem Sockel gesprengt oder – man schäme sich fremd – mit Vibratoren versehen. Die Arme, sie wäre sicher lieber an einem anderen Ort. Das nächste Mal nehme ich sie einfach mit, und setze sie dann am Ufer des Silsersees ab. Versprochen.Carla Sabato
Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.
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