Ich kann eins verraten. Ich bin in drei Monaten von der Warmduscherin zur Eisbaderin transformiert. Ich habe diese Kaltwasserblockade tatsächlich überwunden. Nachdem ich meinen Februarblog ja dem Thema Eisbaden gewidmet hatte, klebte dieses Thema wie Honig an mir. In Zeitschriften sprangen mich Überschriften dazu an, auf der Strasse sprachen die Leute ständig über kaltes Wasser und dann sprachen sie auch noch mich an: Das Wasser sei da, ich müsse doch nur reinspringen! Aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Schliesslich hörte ich auch immer wieder Meldungen von plötzlichen Herzstillständen, ausgelöst durch’s Eisbaden. Oh nein, dachte ich. Ich renne doch nicht durch vier grosse Wüsten, um dann an einem Herzklabaster in einem eiskalten See unterzugehen. Auf dem Weg zu meiner Transformation tauchten dann immer wieder die Videos von Wim Hof auf. Und nachdem ich die Anfängerrunde überstanden hatte und völlig high bei mir zuhause auf dem Sofa lag, wusste ich, davon will ich mehr. Wim Hof ist auch bekannt als „the iceman“ und hält locker 26 Weltrekorde. Wim Hof und ich sind uns gar nicht so unähnlich, aber eben nur etwas. Er lief in zwei Tagen auf den Kilimanjaro, ich brauchte dafür 8h32. Allerdings hatte er nur Sandalen und Shorts an und ich war in Daunen eingepackt… Dafür kann er 1 Stunde und 52 Minuten in einem Eisbad zu sitzen! Wim Hof gibt selber an, nie krank zu sein. Und das führt er auf seine Methode zurück, die „Wim Hof – Methode“. Kurzum besteht diese aus einer Atemtechnik, die im Kern aus 30-40maligem Ein- und Ausatmen mit anschliessendem Luftanhalten besteht. Man wird dadurch super high! Dann geht’s ins kalte Wasser. Aber der entscheidende Punkt ist die Konzentration. Und die Entschlossenheit. Und die Hingabe. Das Überwinden von inneren Blockaden passiert dann ganz von alleine. Vor ein paar Wochen ging es dann sehr schnell. Im Lej Marsch gab es noch letzte Reste vom auftauenden Eis. Und für mich gab es kein Zurück mehr. Mit energischen Schritten bahnte ich mir den Weg zum Eis. Es hätte stürmen, regnen oder schneien können. Selbst vor einem Krokodil wäre ich nicht zurückgeschreckt. Das blöde war nur, dass der Steg noch nicht im Wasser war und ich mir meinen Weg auf glitschigen Steinen ins kalte Nass erarbeiten musste. Vielleicht war auch das genau die Konzentration, die ich brauchte. Ja nicht umfallen und unverhofft und ohne Atemübungen reinfallen. Und so stand ich knietief im Moormatsch des Lej Marsch, hechelte meine Atemübungen wie ein Hund auf der Flucht und sank dann einfach ganz entspannt in das 8 Grad kalte Wasser. Wären meine Hände nicht nach 10 Sekunden abgefroren, ich hätte es stundenlang aushalten können… Da der Sommer nun kommt und die Gewässer eine Temperatur jenseits der Würde der Eisbadenden annimmt, vertage ich weitere Bäder allerdings auf Winterbeginn. Mit dem Atmen mache ich allerdings weiter. Das soll ja wirklich lebenserhaltend sein! Mein Videotipp: Wim Hof Methode https://www.youtube.com/watch?v=tybOi4hjZFQ&t=10s
Anne-Marie Flammersfeld
Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com
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