Mehr als 219 Tage sind seit dem 1. Januar bis Anfang August vergangen und ich finde, es ist Zeit, eine Bilanz der guten Vorsätze zu ziehen. Na, an was erinnern Sie sich, verehrte Lesende, als die Sektgläser zum Jahreswechsel verheissungsvoll gen Himmel geschwungen wurden? Was haben Sie sich vorgenommen? Etwas mehr Salat essen? Etwas mehr Bewegung? Eine Prise mehr Gelassenheit oder eine neue Fremdsprache lernen? Etwas mehr hiervon, etwas weniger davon oder einfach die Waage der Balance halten. An erster Stelle meldet sich nun wahrscheinlich der «innere Schweinehund» zu Wort und gähnt gelassen und faul vor sich hin. Aber eigentlich geniesst dieses Wesen zu Unrecht einen schlechten Ruf. Der Schweinehund gilt nämlich unter Jagenden als das Tier, welches die Wildschweine jagt. Und diese Schweinehunde führen diese Aufgabe mit grossem Durchhaltewillen aus. Diese Eigenschaft lässt sich hervorragend übertragen. Der Schweinhund hält mit grossem Ehrgeiz an Dingen fest, und sein grösster Feind ist die Veränderung! Er beschützt Gewohnheiten wie einen heiligen Schatz. Das ist auch gut so. Gäbe es keine Automatismen im Leben, dann müssten wir immer wieder aufs Neue lernen, wie man Autofährt, wie eine Pizza gebacken wird oder man die Zähne putzt. Einstudierte Abläufe haben den Vorteil, dass für ihre Ausführung weniger Geistesenergie benötigt wird und dass der Organismus diese für «schwere Zeiten» speichern kann. Würde aus dem Gebüsch plötzlich ein Säbelzahntiger hervorspringen, wäre man froh um ein bisschen Restenergie. Wäre der Körper andersherum erstmal damit beschäftigt, Arme und Beine bewusst zu koordinieren und sich zu überlegen, was zu tun wäre, dann wäre es das längst gewesen mit unserer tollen Spezies! Aber zurück zu den guten Vorsätzen. Dabei geht es ja immer um Veränderung! Ich habe noch nie jemanden getroffen, der einen guten Vorsatz formuliert und nichts dafür im Leben nichts ändern muss! Der Schweinehund möchte keinen ärgern. Er weist lediglich darauf hin, dass das momentane Verhalten absolut ok ist, da ja automatisiert und da ja wenig Energie verbraucht wird. Es ist gar nicht so leicht diese Komfortzone zu verlassen. Um ein neues «Programm» zu installieren, muss dieses immer und wieder wiederholt werden, so dass es dann zu einer neuen Gewohnheit wird, die der Schweinehund dann wieder beschützen kann. Es ist also gar nicht so kompliziert! Hier ein paar Tipps, die dabei helfen können: Um etwas dauerhaft zu verändern, braucht es eine ganze Menge innere Motivation = Spass! Wer sich für ein Ziel begeistern kann, dem fällt es in der Regel leichter. Das Ziel sollte zudem lohnend (Belohnung!) und messbar sein (z.B. durch eine Waage). Aber Achtung. Das Gehirn reagiert erst einmal gar nicht so lässig, wenn ihm eine Gewohnheit weggenommen wird! Sie wurde ja schliesslich irgendwann einmal mühsam antrainiert! Eine Möglichkeit wäre nun, die alte Gewohnheit durch eine neue zu ersetzen. Zum Beispiel verzichtet man in Zukunft auf den Lift. (Das Gehirn schreit Sie wahrscheinlich laut an und die innere Stimme flippt völlig aus!). Ersetzen Sie diese Lücke durch das Treppensteigen! Und tun Sie das so oft es geht. Sie werden merken, dass die innere Krawallmacherin immer leiser und zahmer wird. Aber wehe, Sie fangen irgendwann an, auf die Treppen zu verzichten und fahren wieder Lift. Dann beginnt das Spielchen von vorne… Einzige Hürde, die dabei genommen werden muss, ist die Wiederholung. Mit ein bisschen Geduld und Spucke lässt sich eben aus einer Mücke doch einen Elefanten machen. Im oben genannten Beispiel sollte dieses neue Verhalten mindestens 21 Tage durchgehalten werden. Klar ist, dass sich am Anfang die neue Gewohnheit nie so gut anfühlt wie die alte. Fazit: Man kann es drehen und wenden und das Neue zum Alten machen, so dass das Alte nicht mehr neu ist. Ach, ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin ein bisschen müde von diesem ganzen Theater. Am besten fangen Sie noch heute an, denken nicht gross nach und wir hören uns dann am Ende des Jahres wieder. Abgemacht? Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Mein Musiktipp: https://www.youtube.com/watch?v=4BQLE_RrTSU
Anne-Marie Flammersfeld
Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com
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