Foto: Daniel Zaugg
Zu Beginn der Pandemie habe ich an dieser Stelle mein Bedauern geäussert, dass bei unserer kleinen Regionalzeitung ein Auslandteil fehlt. Dass ich die Plattform vermisse, auf der ich mal so richtig gegen Herrschaften wie Trump, Bolsonaro und Lukaschenko austeilen kann. Ersterer ist glücklicherweise keine grosse Gefahr mehr. Der Brasilianer hingegen wäre immer grosses Thema, da er sich mit Vorgänger und möglichem Nachfolger Lula aktuell darum streitet, wer denn künftig im Namen des brasilianischen Volkes die Regenwälder rund um den Amazonas im grossen Stil abholzen darf. Auch der Dritte im Bunde verdiente gerade jetzt wieder besondere Aufmerksamkeit. Aljaksandr Ryhorawitsch Lukaschenka, oder einfach nur Lukaschenko, keineswegs demokratisch gewählter Staatspräsident von Belarus, hat in diesen Tagen seine tiefe Verbundenheit zu seinem Eishockeyspezi und Gesinnungsgenossen Putin (Wladimir Wladimirowitsch Putin) bekundet. Er will diesen bei dessen gleichermassen schwachsinniger, wie mörderischer militärischer Spezialoperation gegen die Ukraine unterstützen. Und zwar nicht nur mit markigen Worten. Er will gar mit Waffen und Truppen in den Krieg gegen sein Nachbarland eintreten. Als ob die ganze Welt nicht schon durch die Eingangs erwähnte Pandemie ordentlich aus den Fugen geraten wäre, tun jetzt diese alten weissen, keineswegs weisen Männer alles dafür, dass der Menschheit tatsächlich der Abgrund droht. Ein Menschenleben, ausser das eigene natürlich, ist für diese Despoten vermutlich nicht mehr wert als ein Gläschen schlechten Wodkas (den ich den beiden übrigens im Überfluss gönne). Man darf leider davon ausgehen, dass auch wenn die EP/PL einen Auslandteil hätte, dieser weder in Moskau, noch in Minsk und auch nicht in Brasilia gelesen würde. Schade. Aber ich bin etwas abgeschweift. Ich wollte nämlich eigentlich schreiben, dass die EP/PL eben doch ab und zu einen Blick ins Ausland wirft. Wenn auch nicht auf das globale Geschehen. Aber im Kleinen. So wie zum Beispiel in unserer Schwerpunktwoche vom letzten Jahr, als wir über die Grenzen unsere Nachbarn besucht haben. Oder wie neulich, als eine Einladung für eine dreitägige Radtour, inklusive exklusiver Verköstigung, ins benachbarte Italien in die Redaktionsstube flatterte. Soll da jemand von uns mitfahren? Lohnen sich die ganzen drei Tage? Machen wir mit einer Reportage nicht vielleicht gar etwas viel Werbung für ein neues touristisches Angebot? Letztlich haben wir uns fürs mitfahren entschieden. Und die Wahl viel auf mich. Ab da hiess die Reportage redaktionsintern übrigens Zaugg’s Velotürli. Und ich bin mir sicher, dass beim einen oder andern ein ganz, ganz kleines Bisschen Neid vorhanden war. Denn schliesslich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir Lokalredaktoren und Redaktorinnen volle drei Tage für eine Reportage unterwegs sein dürfen. In dem Fall für mich ganz besonders reizvoll, liebe ich doch das Unterwegsein mit dem Fahrrad und der Kamera. In den Tagen vor der grossen Fahrt dachte ich oft, dass ich einen ganz tollen Job habe und überhörte die Sprüche der Kollegen, das sei ja eh keine richtige Velotour, da ginge es mehr ums Essen und Trinken, grosszügig. Am Tag vor der Fahrt wurde aus Neid scheinheiliges Mitleid. „Hoffentlich hast du Regenklamotten und gute Handschuhe, du Armer.“ Denn der Wetterbericht versprach nichts Gutes. Minustemperaturen, Wind und viel Regen. Womöglich sogar Schneefall. Wie soll man bei diesen Bedingungen eine schöne Reportage machen? Es wurde zum Glück nicht ganz so schlimm. Die Tour, wenn auch ein wenig abgekürzt, war ein feines Erlebnis. Ich durfte dabei interessante Menschen kennenlernen. Unter anderen einen sehr unterhaltsamen, ehemaligen Kurdirektor eines weltweit bekannten Bergortes. Deshalb bin ich meinen Redaktionsgspänlis überaus dankbar, dass sie mich auf diese Tour geschickt haben, und werde ihnen künftig gerne den Vortritt lassen, wenn aus einem Heissluftballon, einem Hubschrauber oder von einem Gleitschirm herab für die Zeitung berichtet werden darf. Fairerweise sollte ich vielleicht aber doch noch erwähnen, dass ich nicht gerne fliege. Autor: Daniel Zaugg
Redaktion Engadiner Post
Wie geht es auf einer Redaktion zu und her? Inbesondere an einem Produktionstag? Was macht ein Redaktor/eine Redaktorin den lieben langen Tag? Und was braucht es, von der Idee bis zum vollständigen Bericht in der Zeitung? Über diese und weitere Themen lesen Sie regelmässig im Redaktionsblog der «Engadiner Post/Posta Ladina».
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