Foto: Romana Ganzoni
«Die Lippenstifte der Leserinnen» wähle ich als Titel, weil da ein Reim drin ist. Der Titel könnte auch lauten: Die Lippenstifte der Zuhörerinnen. Oder: Die Lippenstifte der Freundinnen. Noch besser: Freundinnen. Mit und ohne Lippenstift.
Diesen Text schreibe ich am dritten Advent 2022. Statt drei flackernden roten Kerzen stehen vor mir: drei Lippenstifte. Sie erinnern mich nicht nur an drei famose Lesungen in Zürich und Graubünden, sie erinnern mich an all die hellen Stunden der letzten beiden Jahre. Ich halte die formschönen Objekte in der Hand, wiege sie, stelle sie auf und sehe lachende Gesichter, drei Frauen nicken mir zu.
Ja, schaut her, schaut alle, wie ich zwei Lippenstiften den Deckel abziehe, es fahren die forschen Stifte aus roter und silberner Verpackung, Leder und Metall, die Stifte duften nach Wachs und Rose. Den schwarzen Deckel der dritten Hülle, schwerer Kunststoff, drehe ich auf, ziehe den feinen Pinsel aus der kräftigen Farbe und rieche daran: Vanille. Die in rotes Leder verpackte «La Bouche Rouge» der gleichnamigen Luxusmarke bekam ich von Bettina, Farbe: Rouge, aus der «Maison de haute beauté», olala! Bettina gab mir dieses Kleinod nach der Lesung im Miller’s, Zürich.
Es war der 30. Juni 2021, ein heisser Sommerabend. Die Engadiner Akkordeonistin, Bigna Guler, hatte mit intensivem Spiel auf meine Texte reagiert, die besten Töne hingen noch in der Luft, als die elegante Theater-Direktorin Andrea Fischer Schulthess rosa Prosecco nachschenkte und moderierte. Ich sah Bettina im Publikum, viele Freundinnen und andere Menschen, die mir nahe stehen, mit und ohne Lippenstift.
So war es auch in Maienfeld. Klostertorkel, 8. Juni 2022. Moderation: Susi Schildknecht. Nach der Lesung gab es dieses grosszügige Buffet und Lukrezia steckte mir ein geheimnisvolles Päckchen zu. Was kam auf der Heimfahrt zum Vorschein? Super Model Lippenlack, Beni Durrer, Farbe: Nadja. Bäm! Ich war platt. Gleicher Farbton wie das Rouge von Bettina. Hatten die beiden paktiert?
Und wusste auch Ursina davon, als ich am 14. August 2022 in der Reihe «Lieblingslektüren» las?, kuratiert und moderiert von Cornelia Camichel-Bromeis, Pfarrerin von St. Peter, Zürich. Drei Tage später erreichte mich in Celerina, sorgfältig präsentiert: Jolie Rouge, 742, von Clarins. Absenderin: Ursina. Ich hörte die Glocken von St. Peter bis in die Berge läuten.
Drei Lagen Lippenstift trage ich zu Weihnachten auf, um Freundschaften zu besiegeln und zu danken, Bettina, Lukrezia, Ursina, und allen, die mich begleiten.
Diesen Text schreibe ich am dritten Advent 2022. Statt drei flackernden roten Kerzen stehen vor mir: drei Lippenstifte. Sie erinnern mich nicht nur an drei famose Lesungen in Zürich und Graubünden, sie erinnern mich an all die hellen Stunden der letzten beiden Jahre. Ich halte die formschönen Objekte in der Hand, wiege sie, stelle sie auf und sehe lachende Gesichter, drei Frauen nicken mir zu.
Ja, schaut her, schaut alle, wie ich zwei Lippenstiften den Deckel abziehe, es fahren die forschen Stifte aus roter und silberner Verpackung, Leder und Metall, die Stifte duften nach Wachs und Rose. Den schwarzen Deckel der dritten Hülle, schwerer Kunststoff, drehe ich auf, ziehe den feinen Pinsel aus der kräftigen Farbe und rieche daran: Vanille. Die in rotes Leder verpackte «La Bouche Rouge» der gleichnamigen Luxusmarke bekam ich von Bettina, Farbe: Rouge, aus der «Maison de haute beauté», olala! Bettina gab mir dieses Kleinod nach der Lesung im Miller’s, Zürich.
Es war der 30. Juni 2021, ein heisser Sommerabend. Die Engadiner Akkordeonistin, Bigna Guler, hatte mit intensivem Spiel auf meine Texte reagiert, die besten Töne hingen noch in der Luft, als die elegante Theater-Direktorin Andrea Fischer Schulthess rosa Prosecco nachschenkte und moderierte. Ich sah Bettina im Publikum, viele Freundinnen und andere Menschen, die mir nahe stehen, mit und ohne Lippenstift.
So war es auch in Maienfeld. Klostertorkel, 8. Juni 2022. Moderation: Susi Schildknecht. Nach der Lesung gab es dieses grosszügige Buffet und Lukrezia steckte mir ein geheimnisvolles Päckchen zu. Was kam auf der Heimfahrt zum Vorschein? Super Model Lippenlack, Beni Durrer, Farbe: Nadja. Bäm! Ich war platt. Gleicher Farbton wie das Rouge von Bettina. Hatten die beiden paktiert?
Und wusste auch Ursina davon, als ich am 14. August 2022 in der Reihe «Lieblingslektüren» las?, kuratiert und moderiert von Cornelia Camichel-Bromeis, Pfarrerin von St. Peter, Zürich. Drei Tage später erreichte mich in Celerina, sorgfältig präsentiert: Jolie Rouge, 742, von Clarins. Absenderin: Ursina. Ich hörte die Glocken von St. Peter bis in die Berge läuten.
Drei Lagen Lippenstift trage ich zu Weihnachten auf, um Freundschaften zu besiegeln und zu danken, Bettina, Lukrezia, Ursina, und allen, die mich begleiten.
Romana Ganzoni
Romana Ganzoni (*1967, Scuol) ist Autorin und wohnt in Celerina/Schlarigna. Nach 20 Jahren als Gymnasiallehrerin schreibt sie seit 2013 Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays, Kolumnen sowie für Radio und Bühne. Sie wurde für den Bachmannpreis nominiert, erhielt den 1. Preis beim Essay-Wettbewerb des Berner Bunds und ist Trägerin des Bündner Literaturpreises.
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