Schlumpf Schlaubi – ein unverbesserlicher Besserwisser.
Neulich in einem beliebigen Büro: «Die in der Werkstatt sind doch unverbesserliche Ignoranten. Wie oft muss man ihnen das noch erklären! Was machen die da unten eigentlich, ausser den ganzen Tag lang Kaffee zu trinken.» Gleichzeitig in der Werkstatt: «Wieder mal eine total unbrauchbare Planung aus dem Büro. Alles muss man selber machen! Was machen die da oben eigentlich, ausser den ganzen Tag lang Kaffee zu trinken.» Kennen Sie solche Gedanken? Haben Sie manchmal auch das Gefühl, dass die anderen total inkompetent sind? Zum Beispiel die aus der anderen Abteilung, diejenigen auf den Amtsstellen sowieso und über den Chef wollen wir erst gar nicht reden. Nun, dann leiden Sie womöglich am Dunning-Kruger-Effekt. Dieser beschreibt, warum Menschen ihr eigenes Können gerne überschätzen und die Fähigkeiten von anderen Menschen unterschätzen. Selbstüberschätzung kann vordergründig Vorteile haben. Man wagt sich an Dinge, die man nicht wirklich beherrscht. Wenn das Vorhaben (dank der Hilfe anderer) trotzdem gelingt, fühlt man sich gut und erfolgreich. Das Problem: Man verkennt so seine Inkompetenz und verharrt in seinem Halbwissen. Ein Teufelskreis. Die beiden US-Psychologen David Dunning und Justin Kruger haben den Effekt in verschiedenen Stufen der Selbstwahrnehmung beschrieben: • Inkompetente Menschen überschätzen oft ihre eigenen Fähigkeiten. • Sie sind unfähig, das Ausmass ihrer Inkompetenz zu erkennen. • Bedingt durch ihre Ignoranz bauen sie ihre Kompetenz nicht aus. • Dadurch unterschätzen sie die überlegenen Fähigkeiten anderen Menschen. Darum ist es ein so undankbarer Job, Fussballtrainer oder Bundesrätin zu sein – beide sind umringt von einem Heer an inkompetenten Besserwissern und Besserwisserinnen. Wie gut geht es demgegenüber meiner Frau. Sie hat es nur mit einem Besserwisser zu tun. Ich überschätze ihr gegenüber meine Fähigkeit, mit Geld umzugehen, Prioritäten zu setzen, das Auto zu beladen und den Geschirrspüler einzuräumen, unserem Sohn die Zähne zu putzen, sich im Strassenverkehr zu orientieren und so weiter. Gott sei Dank haben wir einen guten Umgang mit unseren Inkompetenzen gefunden. Denn Besserwisserei ist ein echter Beziehungskiller – im privaten Umfeld genauso wie im geschäftlichen. Also: Achte nicht auf den Splitter im Auge des anderen, sondern erkenne den Balken im eigenen Auge.
Franco Furger
Franco Furger ist in Pontresina aufgewachsen und hat am Lyceum Alpinum Zuoz die Matura absolviert. Danach tourte er als Profi-Snowboarder um die Welt und liess sich zum Journalisten ausbilden. Er arbeitete als Medienkoordinator bei Swiss Ski, Redaktor bei der Engadiner Post und World Cup Organisator bei der Corvatsch AG. Im Sommer 2017 bloggte Franco über seine Erlebnisse als «Chamanna Segantini-Hüttenbub». Die Liebe führte ihn dann in die Stadt Luzern, wo er die Sonne und die Bündner Berge vermisste. Nun lebt er als freischaffender Texter mit Frau und Sohn in Laax.
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