Bücher sind Valentina Baumanns Leidenschaft. Foto: Valentina Baumann
Ich habe schon immer sehr gerne gelesen. Bereits in meiner Kindheit, habe ich gemerkt, dass es von meiner Sorte nicht mehr viele gibt – also jene, die freiwillig und zum Spass ihre Zeit mit Büchern verbringen, vor allem seit das Handy zu unserem wichtigsten Accessoire wurde. Meiner Erfahrung nach zu schliessen, ist die Liebe zum Lesen nicht genetisch bedingt, keiner meiner Familienmitglieder hat nämlich die Angewohnheit, ab und zu ein Buch in die Hand zu nehmen. Und wenn es doch einmal dazu kommt, schlafen sie bereits nach zwei Seiten ein. Noch nie habe ich einen meiner Cousins mit einem Buch in der Hand gesehen. Genauso ist es bei den meisten meiner Freunde, auch bei meinen Mitbewohnerinnen und jemand hat mir sogar einmal gesagt, dass er in seiner 34-jährigen Existenz nicht ein Buch gelesen habe– nicht einmal eines, das man in der Schule hätte lesen müssen. Und ich frage mich, wie kommt das?
Ich persönlich sehe so viele schöne Seiten am Lesen. Heisst das, ich war noch nie gelangweilt von gewissen Geschichten? Natürlich nicht. Und es gibt natürlich Unterschiede, wie sehr ich die Lektüre eines Buches geniesse. Anbei mein persönliches Ranking:
Vor fünf Jahren liess sich mein Herz von übertrieben schnulzigen Fantasiegeschichten berühren. (Mein langjähriges Lieblingsbuch, das ich bestimmt fünf Mal gelesen habe, handelt von einem Prinzen, der in einen Tiger verwandelt wurde und nun mit dem dazu bestimmten Mädchen einen Fluch lösen muss und sich dabei natürlich unsterblich in sie verliebt). Würde ich dieses Buch inzwischen noch einmal lesen? Vermutlich nicht.
Zur zweiten Kategorie gehören Klassiker, Literatur von berühmten Autoren, solche, die man «einfach gelesen haben muss». Dazu gehören Shakespeare, Calvino, Manzoni, Camus, Sartre, Hesse, Austen, Hemingway, Sagan, García Márquez, Coelho und noch tausend weitere. Diese Werke sind meistens fantastisch geschrieben, aber nicht jedes Buch schätze ich, wie ich eigentlich sollte. Die meisten Geschichten sind toll, und doch langweilt mich das eine oder andere.
Drittens habe ich meine Non-Fiction Bücher, also Sachbücher. Hier lese ich viel über Psychologie, Motivation, Finanzen, Gesundheit, Spiritualität, Beziehungen und Selbstoptimierung. Diese Bücher gefallen mir sehr gut und sie sind praktisch. Sachbücher halt.
Am liebsten habe ich allerdings die Bücher, die fiktiv sind, mich aber doch so inspirieren wie Sachbücher. Diese Bücher berühren mich auf einem Level, das meine Fantasy-Geschichten nicht konnten, als ich sie in meinen Teenie-Jahren gelesen habe. Mein Lieblingsbuch in dieser Kategorie ist ohne Zweifel «Der Alchimist» von Paulo Coelho. Die Geschichte ist fiktiv, aber geschmackvoll geschrieben, berührend, inspirierend, kurz, aber wunderbar.
Als ich mir all diese Gedanken über Literatur gemacht habe, musste ich noch einmal innehalten und mich fragen, wie es möglich ist, dass jemand lesen nicht mag und es auch nie tun wird. Gerne würde ich diese Leute sehen lassen, was sie alles verpassen. George R. R. Martin sagte: «Ein Leser lebt tausend Leben, bevor er stirbt. Der Mann, der nie liest, lebt nur eines.» Wie wahr.
Valentina Baumann
Valentina Baumann ist 19 Jahre alt und in Celerina aufgewachsen. Im Sommer 2021 hat sie die Matura am Lyceum Alpinum in Zuoz gemacht und ist danach für sechs Monate in die redaktionelle Welt der Engadiner Post eingetaucht. Das neugewonnene Wissen hat sie an die Universität Zürich mitgenommen, wo sie Medienforschung studiert. Obwohl sie vieles, ihre beiden Katzen zum Beispiel, im Engadin zurücklassen muss, freut sie sich über Ballettaufführungen, riesige Universitätsbibliotheken, die Bücherwurmherzen höherschlagen lassen, Katzen-Kaffees, doppelstöckige Züge, Trenchcoat tragende Leute und alles Neue, was ihr die Grossstadt bieten kann.
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