Der Sieger des diesjährigen ATP 500 Turniers in Basel heisst Felix Auger-Aliassime. Das ist vermutlich die Newsmeldung, welche dem einen oder anderen bereits bekannt sein könnte. Dank meiner aktuellen Tätigkeit bei SRF Sport hatte ich das Privileg, teil des SRF-Teams bei den Swiss Indoors sein zu dürfen. Der erste, den ich bei meiner Ankunft in der Hotel-Lobby begegnete, war Andy Murray. Auch habe ich nicht schlecht gestaunt, als mir Boris Becker beim Frühstück über den Weg lief. Diese Leute stehen im Mittelpunkt des Geschehens aber der Spagat zwischen dem, was man im Fernseher sieht und dem, was bei einer Live-Produktion im Hintergrund alles zusätzlich geschieht, ist gewaltig.
An meinem ersten Arbeitstag am Montag durfte ich bei der Regie vorbeischauen. Wie das aussieht? Ein grosser Lastwagen, dunkel, gefühlt mindestens 30 Bildschirme und tausende, farbige Knöpfe auf der Tastatur. Grob gezählt um die 10 Leute sind während dem ganzen Spiel da, hochkonzentriert und geben die Zeichen für die jeweiligen Einblendungen. Ein winziger Fehler, ein falscher Befehl oder das falsche Timing haben grosse Folgen in der gesamten Produktionskette. Von den Kameraleuten und Technikern habe ich grössten Respekt. Diese Arbeit ist nicht nur psychisch, sondern auch physisch sehr anspruchsvoll.
Die Kameraleute im Hintergrund müssen zu den gegebenen Zeitpunkten der Planungsliste an einem bestimmten Ort sein. Und dies kann sich je nach Verlauf rasch wieder ändern, teilweise von den Katakomben im Keller des Stadions bis zum höchsten Punkt oben in der Kommentatoren-Kabine innert kurzer Zeit. Und das mit den Kameras, die ein ordentliches Gewicht haben. Die Gesamtverantwortung trägt der Produzent Florian Zutt. An Flo’s Stelle bräuchte ich nach so einer Woche mindestens zwei Wochen Urlaub. Ich denke, das sagt schon alles.
Die Hauptkommunikationsstelle liegt beim Produzenten und der Regieleitung. Sie haben die Gesamtübersicht und entscheiden darüber, was zu welchem Zeitpunkt geschieht. Natürlich wiederum mit Vorgaben von der ATP, die sie strikt einzuhalten haben. Wie es so ist im Tennis, können die Zeitunterschiede der Spiele stark variieren. Das erfordert wiederum Flexibilität und Vorbereitung, dass man das Live-Programm kürzen respektive verlängern kann. Die Moderatoren sehen wir jeweils vor der Kamera. Auch für sie läuft der grösste Teil hinter den Kulissen, auch hier wieder mit viel Flexibilität und Aufmerksamkeit. Sie müssen bereit sein, sobald die Kamera läuft. Einen zweiten Versuch gibt es bei einer Live-Produktion nicht. So müssen sie die Interviews und Moderationen je nach zur Verfügung stehende Zeit länger oder kürzer halten. Am Ohr wird ihnen das jeweils mitgeteilt. Für mich war es eindrücklich zu sehen, mit welcher Souveränität der erfahrene Olivier Borer das meistern kann.
Einen weiteren, grossen Teil der Arbeit haben der Journalist und der Editor gemacht. Sie sind verantwortlich für die vielen Clips, Interviews, Rubriken etc. welche wir in der Sendung zu sehen bekommen. Bei einer grossen Produktion ist ein sogenanntes Schnittmobil vor Ort. Ein kleiner Lastwagen, wo die Beiträge erstellt, geschnitten und vertont werden können. Und das mit wenig Zeit und ebenfalls mit enormem Zeitdruck. Und zum Schluss nicht zu vergessen: Die Kommentatoren. Manuel Köng und Marco Chiudinelli sitzen während den Spielen jeweils in der Kommentatoren-Box. Je nach Verlauf mehrere Stunden, hochkonzentriert und immer bereit. Denn auch hier gilt: Live-Programm, Fehler erlauben darf man sich nicht. Ich persönlich durfte die geführten Reportagen assistieren, war zuständig für die Zuschauerfragen und durfte Interviews mit Besucherinnen und Besuchern führen. Es war eine Woche, die einem enorm viel abverlangt. Eine Woche, die mir einmal mehr gezeigt hat, dass das sichtbare lediglich ein winziger Teil des Ganzen ist und eine Woche, wo Teamspirit mindestens so gefragt ist wie beim Sport.
Fabiana Wieser
Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.
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