Foto: Daniel Zaugg
Künstliche Intelligenz, oder kurz KI, ist ein faszinierendes Thema, keine Frage. Dass die Künstliche Intelligenz unsere Unterhaltung beeinflussen kann, quittieren die meisten wohl mit einem müden Lächeln. Auch ich. Dass die Künstliche Intelligenz aber sogar das Potenzial hat, viele Bereiche unseres täglichen Lebens zu beeinflussen, war mir nicht bewusst. Jedenfalls nicht bis zu einem einschneidenden Erlebnis anlässlich unserer letzten Redaktionssitzung. Genauer gesagt nach der Redaktionssitzung kurz vor dem geplanten gemeinsamen Nachtessen. Ich stand mit meinen Redaktionskolleginnen- und Kollegen auf dem Parkplatz des ausgewählten Speiselokals und wartete auf unseren Chefredaktor, der (wie fast immer) mit dem Velo unterwegs war. Gesprächsthema: Elektrobike ja oder nein? Die Meinungen gingen, wie üblich bei Journalisten, stark auseinander. Ich hielt mich zurück. Noch. Denn bis vor kurzem hatte ich mich geweigert, mich auf einen batteriebetriebenen Drahtesel zu setzen. Ich war nämlich ganz klar der Meinung, dass ich noch zu jung bin für ein solches Gerät und dass meine Muskelkraft in den Oberschenkeln immer noch ausreichend vorhanden ist, um kleinere oder mittlere Steigungen zu meistern.
Und dann, machte ich, im Tessin, während unserer Ferien, einen Kardinalfehler! Ich habe das Elektrobike von meinem Schwiegervater ausprobiert. Das war‘s. Ich trampelte bei 32 Grad Lufttemperatur von Tenero hinauf nach Mergoscia. 500 Meter Höhenunterschied! Und ich war schnell. Sehr schnell. Und es machte Spass, sehr viel Spass sogar. Und ja, ich gebe es hier offen zu, ich möchte auch so ein Velo.
Ich habe das sofort in die Diskussion auf dem Parkplatz mit eingebracht und bekam alle möglichen Tipps. Welche Batterieleistung in unseren Breitengraden unbedingt nötig ist. Gesetzliche Vorgaben, wurden mir erklärt, dass mit einem Fahrrad, welches über 25 km/h schnell ist nur auf der Strasse gefahren werden darf und eine «Töfflinummer» obligatorisch sei und der Helm sogar obligatorisch. Ich bekam Auskunft, welche Marken zur Zeit die besten seien. Ich zückte mein Handy aus der Jackentasche und googelte eines der erwähnten Marken. Ich übersprang die technischen Daten, da ich ja bestens informiert worden war und fand ein Bike, welches meine Vorstellungen erfüllte. Auf der Webseite gab es sogar die Möglichkeit, die verschiedenen Modelle Probe zu fahren. «Willst Du dein Traumbike testen? Dann drücke jetzt auf Yes.» Da waren sie wieder die Versprechungen. Online eine Testfahrt machen? Sie geben mir recht, dies ist unmöglich. Und trotzdem drückte ich auf den Icon. Was dann geschah, überraschte uns alle. Ein Kleinlastwagen mit Zürcher Nummernschild bog auf unseren Parkplatz ein. Die Seitenwände des Lastwagens waren beschriftet mit: «Teste dein E-Bike» Fazit: KI ist auch Zufall!
a.gutgsell@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
Diskutieren Sie mit
Login, um Kommentar zu schreiben