Tempo oder Taschentuch? Foto: unsplash/diana_pole
Seitdem ich denken kann, nenne ich die weisse Papierrolle in der linken Ecke meiner Küche liebevoll «Tela». Meine Eltern haben es mir so beigebracht, und sie haben es von meinen Grosseltern, denke ich. Umso verblüffter war ich, als ich meine Studienkollegen bei einem Abendessen bei mir in Chur vorschlug, einfach Tela als Serviettenersatz zu nehmen (als Student spart man, wo man kann). Als würde ich Romanisch mit ihnen reden, schauten sie mich unverständlich an. Tela?! Noch nie gehört!
Was daraus entstand, war ein angeregtes Gespräch über Produkte, die je nach Haushalt einfach anders genannt werden. In meinen Recherchen nach dem Abwasch habe ich erkannt, dass Engadiner und vor allem Rätoromanen eher dazu tendieren, Produkte bei ihrem Markennamen zu nennen als mit ihrer eigentlichen Produktbezeichnung. Oder nennen Sie Klebeband etwa nicht Tesa, alle Klebestifte einfach Pritt und Papiertaschentücher einheitlich Tempo? Und wer nennt den Wäscheständer auf dem Balkon schon nicht Stewi? In solchen Fällen handelt es sich um Deonyme, also um Wörter, die den Sprung vom Eigennamen zum Gattungsnamen geschafft haben. Und übrigens: wussten Sie, dass auch der Begriff «Fön» für einen Haartrockner eine Marke ist? (Fön, weil vor Grammatikreform 1996).
Ob aus dem Engadin oder nicht, da verwette ich meinen Labello darauf, dass Sie das Gerät auch Föhn nennen.
j.schlatter@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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