Foto: Daniel Zaugg
«Sind Interessierte motiviert, in die Val Müstair zu ziehen»? Diese Gegenfrage stellt Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti im Rahmen der EP/PL-Umfrage zum Thema Wohnungsnot. Aussagen in den Medien, dass Abwanderung aufgrund Baulandmangel oder fehlende Wohnungen vonstatten geht, stellt Binkert Becchetti in ihrer Gemeinde nicht fest. «Im Gegenteil», sagt sie. Im Prinzip sollten wir für unser Bauland und unsere Wohnungen im Oberengadin und in Scuol werben. So könnten die Einwohner pendeln, wie es unsere Handwerkerker und Grenzgänger seit Jahrzehnten tun.» Die Gemeinde Val Müstair hat zurzeit knapp 7000 Quadratmeter Bauland, welches sie für Wohnungsbau zur Verfügung stellen kann. Weitere gut 13 500 m2 könnten mit der Regelung zur Sicherung der Baulandverfügbarkeit von Privaten dazukommen.
Bis zu 500 Wohnungen
Genügend Bauland also in der Val Müstair. Wie aber sieht es in den anderen Südbündner Gemeinden aus? Die EP/PL wollte von diesen wissen, wie viele Quadratmeter Bruttogeschossfläche (BGF) mit einem kurzfristigen, (ein- bis dreijährigen), mittelfristigen (vier -bis fünfjährigen) und langfristigen (ab sechs Jahren) Umsetzungshorizont geplant sind. Bis auf zwei Gemeinden habe alle geantwortet. Und auch wenn das Resultat der Umfrage mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet sein kann (zum Teil beruhen die Antworten auf Schätzungen), ist das Ergebnis doch recht eindrücklich: gegen 50 000 m2 Bruttogeschossfläche könnten in den Gemeinden in den kommenden drei Jahren realisiert werden. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Wohnungsgrösse von 100 m2 BGF wären das rund 500 Wohnungen. Bauträger wären grösstenteils die Gemeinden oder beauftrage Stiftungen respektive Genossenschaften, Bürgergemeinden oder die Kirchgemeinden.
Der mit Abstand intensivste Wohnungsbau ist in den kommenden drei Jahren in Samedan geplant. Alleine die Bürgergemeinde verfügt gemäss dem Bauamt über eine Parzelle im Quartier Promulins von gut 8000 m2, auf der etappenweise bis zu 70 Wohnungen gebaut werden könnten. Erst kürzlich hat die Bürgergemeinde gemäss einem Bericht in der «Südostschweiz» einen Kredit von einer halben Million Franken für die Erarbeitung des Quartierplans und den Planungswettbewerb genehmigt. Eine weitere grössere Parzelle, die bebaut werden kann, gehört der Gemeinde, eine andere der Kirchgemeinde. Insgesamt könnten kurzfristig also knapp 13 000 m BGF oder 130 Wohnungen gebaut werden.
Wobei beachtet werden muss, dass bei sämtlichen Projekten Unsicherheiten bestehen. Die Erarbeitung eines Quartierplans braucht Zeit und kann angefochten werden, oder es kann später beim Baugesuch Einsprachen geben.
Genügend Bauland also in der Val Müstair. Wie aber sieht es in den anderen Südbündner Gemeinden aus? Die EP/PL wollte von diesen wissen, wie viele Quadratmeter Bruttogeschossfläche (BGF) mit einem kurzfristigen, (ein- bis dreijährigen), mittelfristigen (vier -bis fünfjährigen) und langfristigen (ab sechs Jahren) Umsetzungshorizont geplant sind. Bis auf zwei Gemeinden habe alle geantwortet. Und auch wenn das Resultat der Umfrage mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet sein kann (zum Teil beruhen die Antworten auf Schätzungen), ist das Ergebnis doch recht eindrücklich: gegen 50 000 m2 Bruttogeschossfläche könnten in den Gemeinden in den kommenden drei Jahren realisiert werden. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Wohnungsgrösse von 100 m2 BGF wären das rund 500 Wohnungen. Bauträger wären grösstenteils die Gemeinden oder beauftrage Stiftungen respektive Genossenschaften, Bürgergemeinden oder die Kirchgemeinden.
Der mit Abstand intensivste Wohnungsbau ist in den kommenden drei Jahren in Samedan geplant. Alleine die Bürgergemeinde verfügt gemäss dem Bauamt über eine Parzelle im Quartier Promulins von gut 8000 m2, auf der etappenweise bis zu 70 Wohnungen gebaut werden könnten. Erst kürzlich hat die Bürgergemeinde gemäss einem Bericht in der «Südostschweiz» einen Kredit von einer halben Million Franken für die Erarbeitung des Quartierplans und den Planungswettbewerb genehmigt. Eine weitere grössere Parzelle, die bebaut werden kann, gehört der Gemeinde, eine andere der Kirchgemeinde. Insgesamt könnten kurzfristig also knapp 13 000 m BGF oder 130 Wohnungen gebaut werden.
Wobei beachtet werden muss, dass bei sämtlichen Projekten Unsicherheiten bestehen. Die Erarbeitung eines Quartierplans braucht Zeit und kann angefochten werden, oder es kann später beim Baugesuch Einsprachen geben.
Weit fortgeschrittene Projekte
Diesbezüglich schon weit fortgeschritten sind verschiedene Projekte in La Punt Chamues-ch. Gemäss Gemeindeaktuar Urs Niederegger sind insgesamt 45 Wohnungen der politischen und Bürgergemeinde sowie von Privaten in Ausführung oder stehen kurz vor dem Baustart. Einige Wohnungen können schon auf diesen Sommer bezogen werden. «Nach Ausführung dieser Projekte gibt es in der Gemeinde nur noch einige wenige Parzellen, welche nicht überbaut sind, die jedoch in Privatbesitz sind», sagt Niederegger. Weil die Revision der Ortsplanung bereits durch die Regierung genehmigt ist, kann La Punt bei Bedarf weitere Einzonungen für Erstwohnungsbau vornehmen.
Fast 60 neue Wohnungen sind in Zernez mit einem kurzfristigen Umsetzungshorizont seitens der Gemeinde geplant. Auch in Celerina sollen rund 30 neue Wohnungen auf Land entstehen, welches entweder der Gemeinde gehört oder von der St. Antonius Stiftung bebaut werden soll. In St. Moritz sind es 2500 m2 BGF, erst kürzlich hat der Souverän einen Kredit für den Bau von Erstwohnungen auf dem Areal Du Lac genehmigt. In Sils ist es die Baugenossenschaft Cooperativa Lagrev, die eine grössere Zahl an Wohnungen bauen wird, zusätzlicher Raum für Personalwohnungen entsteht im Gewerbegebiet Föglias.
Diesbezüglich schon weit fortgeschritten sind verschiedene Projekte in La Punt Chamues-ch. Gemäss Gemeindeaktuar Urs Niederegger sind insgesamt 45 Wohnungen der politischen und Bürgergemeinde sowie von Privaten in Ausführung oder stehen kurz vor dem Baustart. Einige Wohnungen können schon auf diesen Sommer bezogen werden. «Nach Ausführung dieser Projekte gibt es in der Gemeinde nur noch einige wenige Parzellen, welche nicht überbaut sind, die jedoch in Privatbesitz sind», sagt Niederegger. Weil die Revision der Ortsplanung bereits durch die Regierung genehmigt ist, kann La Punt bei Bedarf weitere Einzonungen für Erstwohnungsbau vornehmen.
Fast 60 neue Wohnungen sind in Zernez mit einem kurzfristigen Umsetzungshorizont seitens der Gemeinde geplant. Auch in Celerina sollen rund 30 neue Wohnungen auf Land entstehen, welches entweder der Gemeinde gehört oder von der St. Antonius Stiftung bebaut werden soll. In St. Moritz sind es 2500 m2 BGF, erst kürzlich hat der Souverän einen Kredit für den Bau von Erstwohnungen auf dem Areal Du Lac genehmigt. In Sils ist es die Baugenossenschaft Cooperativa Lagrev, die eine grössere Zahl an Wohnungen bauen wird, zusätzlicher Raum für Personalwohnungen entsteht im Gewerbegebiet Föglias.
Kein Wohnungsmangel in Südtälern
Auch die Gemeinde Bregaglia rechnet mit rund 2400 m2 zusätzlicher Bruttogeschossfläche. Gemäss Gemeindepräsident Fernando Giovanoli ist die Gemeinde im Besitz von mehreren Parzellen in der Bauzone, davon sind mehr als 8000 m2 Bauland in bewilligten Quartierplänen, welche die Gemeinde für den Bau von Erstwohnungen im Baurecht zur Verfügung stellt. Auch einige ortsbildprägende Bauten in den verschiedenen Fraktionen sollen für Erstwohnungen genutzt werden. «Wir verfügen zurzeit auch über eine grosse Anzahl Parzellen im ganzen Tal, die Privaten gehören und zu vernünftigen Preisen zu erwerben sind», sagt Giovanoli. Allerdings sei man auch eine jener Gemeinden, die aufgrund zu grosser Baulandreserven mit der nächsten Ortsplanungsrevision auszonen müsse.
Das gleiche gilt für die Gemeinde Poschiavo. Das stosse auf Unverständnis, sagt Gemeindepräsident Giovanni Jochum. Er könnte sich nämlich vorstellen, dass in den nächsten Jahren Leute in im Puschlav Wohnsitz nehmen, welche im Oberengadin keine oder nur zu teuere Wohnmöglichkeiten finden. «Wir spüren nicht den Druck wie im Oberengadin und haben genügend Erstwohnungen für Einheimische und Zuzüger.» In der Nachbargemeinde Brusio ist gemeindeseitig nichts geplant, die Gemeinde verfügt über Baulandreserven von 2600 m2.
Ein Blick auf die Plaiv zeigt, dass in Madulain noch in diesem Jahr fünf Erstwohnungen bezugsbereit sind. In Bever stehen kurzfristig 1800 m2 BGF für Erstwohnungen zur Verfügung, fast alles sind private Projekte. In S-chanf sind es rund 1000 m2 BGF, die geplant und bewilligt sind. Schon seit mehreren Jahren sind gemäss Marcus Mayer vom Bauamt sieben Bauparzelle à 500 m2 mit einem Preis von 300 Franken pro m2 auf dem Markt.
Auch die Gemeinde Bregaglia rechnet mit rund 2400 m2 zusätzlicher Bruttogeschossfläche. Gemäss Gemeindepräsident Fernando Giovanoli ist die Gemeinde im Besitz von mehreren Parzellen in der Bauzone, davon sind mehr als 8000 m2 Bauland in bewilligten Quartierplänen, welche die Gemeinde für den Bau von Erstwohnungen im Baurecht zur Verfügung stellt. Auch einige ortsbildprägende Bauten in den verschiedenen Fraktionen sollen für Erstwohnungen genutzt werden. «Wir verfügen zurzeit auch über eine grosse Anzahl Parzellen im ganzen Tal, die Privaten gehören und zu vernünftigen Preisen zu erwerben sind», sagt Giovanoli. Allerdings sei man auch eine jener Gemeinden, die aufgrund zu grosser Baulandreserven mit der nächsten Ortsplanungsrevision auszonen müsse.
Das gleiche gilt für die Gemeinde Poschiavo. Das stosse auf Unverständnis, sagt Gemeindepräsident Giovanni Jochum. Er könnte sich nämlich vorstellen, dass in den nächsten Jahren Leute in im Puschlav Wohnsitz nehmen, welche im Oberengadin keine oder nur zu teuere Wohnmöglichkeiten finden. «Wir spüren nicht den Druck wie im Oberengadin und haben genügend Erstwohnungen für Einheimische und Zuzüger.» In der Nachbargemeinde Brusio ist gemeindeseitig nichts geplant, die Gemeinde verfügt über Baulandreserven von 2600 m2.
Ein Blick auf die Plaiv zeigt, dass in Madulain noch in diesem Jahr fünf Erstwohnungen bezugsbereit sind. In Bever stehen kurzfristig 1800 m2 BGF für Erstwohnungen zur Verfügung, fast alles sind private Projekte. In S-chanf sind es rund 1000 m2 BGF, die geplant und bewilligt sind. Schon seit mehreren Jahren sind gemäss Marcus Mayer vom Bauamt sieben Bauparzelle à 500 m2 mit einem Preis von 300 Franken pro m2 auf dem Markt.
Wohnungen auch mittel- und längerfristig
Keine Baulandgrundstücke besitzt die Gemeinde Zuoz. «Eine Evaluation für einen eventuellen Erwerb von möglichen Parzellen findet statt», schreibt Gemeindevizepräsident Ramun Ratti auf Anfrage. Das gleiche Problem hat die Gemeinde Pontresina. Dieses besitzt keinen einzigen Quadratmeter Bauland. Anlässlich der Gemeindeversammlung vom letzten Montag wurde entschieden, die Stiftung «Fundaziun da Puntraschigna» zu gründen, mit dem Ziel, Liegenschaften oder Grundstück für Erstwohnungen zu erwerben. In Scuol sind es gemäss Gemeindepräsidentin Aita Zanetti vor allem Private, die Erstwohnungen vorantreiben. «Selbstverständlich bieten wir Hand, um solche Projekte unterstützen zu können.
Noch schwieriger, weil mit noch mehr Unwägbarkeiten verbunden, ist die mittel- und längerfristige Perspektive. Gemäss der Umfrage der EP/PL sind mittelfristig in Südbünden rund 300 weitere Wohnungen geplant, längerfristig etwas 160 Wohnungen. Das grösste Projekt mit einem mittelfristigen Umsetzungshorizont befindet sich in Silvaplana, wo im Quartier Surlej fünf Mehrfamilienhäuser mit einer Gesamtfläche von rund 7500 m2 BGF geplant sind. Dazu ein Bed-&-Breakfast-Hotel mit 200 Betten. Die Fertigstellung dieser Projekte ist für die Jahre 2026/27 vorgesehen.
Keine Baulandgrundstücke besitzt die Gemeinde Zuoz. «Eine Evaluation für einen eventuellen Erwerb von möglichen Parzellen findet statt», schreibt Gemeindevizepräsident Ramun Ratti auf Anfrage. Das gleiche Problem hat die Gemeinde Pontresina. Dieses besitzt keinen einzigen Quadratmeter Bauland. Anlässlich der Gemeindeversammlung vom letzten Montag wurde entschieden, die Stiftung «Fundaziun da Puntraschigna» zu gründen, mit dem Ziel, Liegenschaften oder Grundstück für Erstwohnungen zu erwerben. In Scuol sind es gemäss Gemeindepräsidentin Aita Zanetti vor allem Private, die Erstwohnungen vorantreiben. «Selbstverständlich bieten wir Hand, um solche Projekte unterstützen zu können.
Noch schwieriger, weil mit noch mehr Unwägbarkeiten verbunden, ist die mittel- und längerfristige Perspektive. Gemäss der Umfrage der EP/PL sind mittelfristig in Südbünden rund 300 weitere Wohnungen geplant, längerfristig etwas 160 Wohnungen. Das grösste Projekt mit einem mittelfristigen Umsetzungshorizont befindet sich in Silvaplana, wo im Quartier Surlej fünf Mehrfamilienhäuser mit einer Gesamtfläche von rund 7500 m2 BGF geplant sind. Dazu ein Bed-&-Breakfast-Hotel mit 200 Betten. Die Fertigstellung dieser Projekte ist für die Jahre 2026/27 vorgesehen.
Jede Gemeinde ist anders
Fazit: Die Situation in Südbünden präsentiert sich von Gemeinde zu Gemeinde ganz unterschiedlich. Es gibt jene, die über keinerlei Baulandreserve verfügen, ihnen sind bis zu einem gewissen Punkt die Hände gebunden. Andere wiederum haben auf ihrem Gemeindegebiet viel Bauland, teils im Besitz von Bürger- und Kirchgemeinden oder Privaten und sind willens, dieses auch zu bauen. Wieder andere haben heute schon genügend Wohnraum für Einheimische, es sind vor allem die mehr peripher gelegenen Gemeinden.
Fazit: Die Situation in Südbünden präsentiert sich von Gemeinde zu Gemeinde ganz unterschiedlich. Es gibt jene, die über keinerlei Baulandreserve verfügen, ihnen sind bis zu einem gewissen Punkt die Hände gebunden. Andere wiederum haben auf ihrem Gemeindegebiet viel Bauland, teils im Besitz von Bürger- und Kirchgemeinden oder Privaten und sind willens, dieses auch zu bauen. Wieder andere haben heute schon genügend Wohnraum für Einheimische, es sind vor allem die mehr peripher gelegenen Gemeinden.
Autor: Reto Stifel
Foto: Daniel Zaugg
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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