Foto: Daniel Zaugg
Als Fahrradfahrer habe ich Sie gerade nicht so lieb. Unbestritten: Im Frühjahr, wo es im Oberengadin mehr Baustellen hat als geöffnete Hotels, ist die Situation nicht ganz einfach. Dass der Veloweg über die Kamelbuckel entlang der Kantonsstrasse in der Charnadüra wegen den Bauarbeiten wohl den ganzen Sommer gesperrt bleibt, ist zu bedauern. Dass wegen dieser Baustelle viele «Motorisierte» die alte Kantonsstrasse entlang des Olympiabobruns wählen, ist ein Ärgernis. Und wenn ich dort mit 15 Zentimetern Abstand von einem Lieferwagen mit übersetzter Geschwindigkeit bei einem entgegenkommenden Fahrzeug überholt werde, dann macht mich das so was von muff, wie wir Berner zu sagen pflegen. Oder übersetzt: Ich kriege einen Adrenalinschub in eine ungute Richtung.
Ich bin in meinen jungen Jahren doch nicht unbeschadet mit dem Fahrrad auf dem Alaska Highway – Achtung vor ungeübten Fahrern mit ihren überdimensionierten Wohnmobilen – oder über Mexikos berüchtigte Carreteras principales – Achtung vor rücksichtlosen Lastwagenfahrern – geradelt, um mich im Engadin auf einer ansonsten beschaulichen Nebenstrasse platt fahren zu lassen.
So, mein Adrenalinspiegel ist wieder völlig okay – versöhnen wir uns. Winken Sie mir zu oder hupen Sie mich freundlich an. Dann hab ich Sie auch wieder lieb. Versprochen.
Autor: Reto Stifel
Foto: Daniel Zaugg
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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