Foto: Matthew Ball/Unsplash
Ich werde nicht mehr zwanzig, das geschah nämlich letzte Woche. Und mit «geschah» meine ich, es ist ohne mein Zutun einfach passiert. Schwubsdiwups, meine Teenie-Jahre sind zu Ende und der Ernst des Lebens beginnt nun wirklich – dachte ich mir zumindest. Und ich habe teilweise richtig gedacht, denn am folgenden Tag erhielt ich prompt einen Brief der Gemeinde. «300 Franken bitte, Sie leisten keinen Feuerwehrdienst», hiess es im Brief, der eigentlich nur aus einer Rechnung bestand. Ein «Happy Birthday» dazu hätte nicht geschadet, aber das ist wohl dieser Ernst des Lebens, der sich hier bemerkbar macht. Von diesem Brief abgesehen kann ich fünf Tage nach meinem zweiten runden Geburtstag von keiner weiteren «Ernsthaftigkeit» berichten. Für mich fühlt sich zwanzig zu werden so an, als sei ein Zug abgefahren, in den ich hätte einsteigen müssen, um erwachsen zu werden. Er fährt davon, mit all den Versionen meines zwanzigjährigen Selbst, die ich mir als Kind vorgestellt hatte.
Achtzehn zu werden, fühlte sich ähnlich an und als wäre es erst gestern gewesen. Damals habe ich eine Einwegkamera bekommen, die erst vor Kurzem wieder auftauchte. Ich schickte sie also zum Entwickeln ein und bekam kürzlich die Mail mit den Ergebnissen. Keines der Bilder kam mir beim Betrachten bekannt vor. War mein Erinnerungsvermögen inzwischen so schlecht? Mit knapp zwanzig? Nein, es stellte sich heraus, dass die Erinnerungen einer fremden Person gehörten. Entgegen meiner Erwartungen habe ich meine Schnappschüsse mit der richtigen Referenznummer kurze Zeit später doch noch erhalten. An die Situationen, in denen die Aufnahmen entstanden sind, kann ich mich noch genau erinnern: an das Gefühl, endlich volljährig zu sein und darauf anzustossen, das Kochen mit Freunden am Lago di Como oder an Silvester. Mir fällt auf, was ich in den zwei Jahren alles erlebt habe und was sich seither alles verändert hat. Vielleicht ist der Zug des Erwachsenwerdens doch nicht ohne mich losgefahren.
j.biffi@engadinerpost.ch
Achtzehn zu werden, fühlte sich ähnlich an und als wäre es erst gestern gewesen. Damals habe ich eine Einwegkamera bekommen, die erst vor Kurzem wieder auftauchte. Ich schickte sie also zum Entwickeln ein und bekam kürzlich die Mail mit den Ergebnissen. Keines der Bilder kam mir beim Betrachten bekannt vor. War mein Erinnerungsvermögen inzwischen so schlecht? Mit knapp zwanzig? Nein, es stellte sich heraus, dass die Erinnerungen einer fremden Person gehörten. Entgegen meiner Erwartungen habe ich meine Schnappschüsse mit der richtigen Referenznummer kurze Zeit später doch noch erhalten. An die Situationen, in denen die Aufnahmen entstanden sind, kann ich mich noch genau erinnern: an das Gefühl, endlich volljährig zu sein und darauf anzustossen, das Kochen mit Freunden am Lago di Como oder an Silvester. Mir fällt auf, was ich in den zwei Jahren alles erlebt habe und was sich seither alles verändert hat. Vielleicht ist der Zug des Erwachsenwerdens doch nicht ohne mich losgefahren.
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PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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