Zum Gartenglück gehört neuerdings auch ein Gewächshaus dazu. Foto: Fadrina Hofmann
Kaum ist der Schnee geschmolzen, beginnt die Gartensaison. Rundherum wird Unkraut gezupft, Beete werden angelegt, Gartenmöbel aus dem Keller geholt, die Pergola aufgebaut. Nun, auch ich freue mich jedes Jahr wieder, wenn zuerst die Schneeglöckchen, dann die Traubenhyazinthen, die Tulpen und Osterglocken ganz ohne mein Zutun blühen. Meine Grossmutter war immer stolz auf ihren gepflegten Garten. Mit Argusaugen beobachtete sie uns Kinder jeweils vom Balkon aus, wenn wir im Garten gespielt haben. Wehe, wenn der Ball ins Blumenbeet fiel oder wir beim Himbeeren pflücken nicht genau entlang der Gartenplatten liefen. Dafür hatte sie auch einen Prachtgarten, und die Leute blieben am Gartenzaun stehen, um ihn zu bewundern. Inzwischen ist «nona» nicht mehr und der Garten ist in meiner Obhut etwas ..., hm, sagen wir «biodiverser» geworden. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass unser Garten gross ist, mit verschiedenen Obstbäumen – mein ganzer Stolz ist der grosse Aprikosenbaum, dann die Beerensträucher, Gemüsebeete, Blumen und ärgerlicherweise auch Nadelbäume, die den Boden sauer werden lassen und unsere Hoffnung auf einen schönen Rasen jedes Jahr buchstäblich im Keim ersticken.
Es ist ein herrlicher Garten voller Insekten, Schnecken, Würmer und Schmetterlinge – und sehr, sehr viel Unkraut, das regelmässig entfernt werden sollte. Ja, ich spreche im Konjunktiv. Mir fehlt schlicht die Zeit für einen so gepflegten Garten, wie meine Grossmutter ihn hatte. Und ich gestehe, ich bin auch nicht der Typ, der noch den letzten Grashalm akkurat geschnitten haben möchte. Es gibt sogar einen Begriff für die Art Gartenarbeit, die ich bevorzuge: lazy gardening – entspannt gärtnern. Zu jedem Standort existieren doch passende Pflanzen und pflegeleichtes Gemüse. In den vergangenen Jahren habe ich einfach ausprobiert, welche Sorte wo gut gedeihen könnte. Tatsächlich waren meine Ernten entgegen der allgemein herrschenden Skepsis in meinem Umfeld stets gut, sogar bei Cherrytomaten oder Artischocken. Das führe ich weniger auf mein Geschick als auf die sonnige Lage und den guten Boden zurück.
Seit wenigen Tagen steht in unserem Garten ein kleines Gewächshaus. Einen ganzen Samstag hat mein 16-Jähriger gebraucht, um es alleine aufzubauen. Das Plexiglashäuschen war seine Idee und seine Investition. Mir soll's recht sein, der schöne Nebeneffekt für mich ist nämlich weniger Unkrautfläche. Der Junge hat den grünen Daumen seiner «tatta» geerbt und experimentiert schon länger mit Mango- und Avocadobäumchen, Rosen und Bonsai. Nun also ein Gewächshaus. Das Ziel: Engadiner Wassermelonen. Sie schmunzeln? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ambitionierte Projekt gelingen wird, so viel Engagement und Liebe, wie da hineingesteckt wird. Ich halte Sie jedenfalls auf dem Laufenden.
f.hofmann@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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