Ein oranges Meer. Foto: proshots
Wer hat sie nicht gesehen, die orange Masse, die am Dienstagnachmittag durch Berlin gezogen ist? Die Bilder der Abertausenden von holländischer Fussballfans, die sich mit einem Fanmarsch in Richtung Olympiastadion bewegten, wo das EM-Spiel Niederlande gegen Österreich stattfand, gingen um die Welt. In ihren knallorangen Trikots mit ausgelassenen Gesängen, begleitet vom Oranje-Doppeldeckerbus und dem kollektiv ausgeführten Partytanz «links, rechts» haben die niederländischen Fans bereits in Hamburg und Leipzig für Aufsehen gesorgt. Was die Fussballwelt hier zu sehen bekommt, ist Fankult auf höchstem Niveau. Und wie mitreissend diese grölende, feucht-fröhliche Gemeinschaft sein kann, habe ich selbst an der Euro im Sommer 2008 in Bern erlebt. Am Tag des Auftaktspiels der Holländer gegen Italien verwandelte sich die Bundeshauptstadt in eine einzige Oranje-Fanzone. Es gab kein Durchkommen mehr rund um den Bundesplatz. Als Anwohner hatte man keine Wahl, als einfach nur mitzufeiern.
Und nun, 16 Jahre später, habe ich ein Déjà-vu. Wieder verwandeln die niederländischen Fussballfans die EM mit Schlager, Bier, Rauchtöpfen und Gehopse in ein gigantisches Fest der Glückseligkeit. Es ist faszinierend, dass gestandene Männer, die in ihrem wahren Leben wahrscheinlich seriöse Jobs, Familie und ein Einfamilienhaus mit Vorgarten haben, plötzlich öffentlich mit Holzpantoffeln und blonder Zopfperücke, als Löwen oder Superhelden verkleidet durch die Strassen ziehen. Ganze Familien zelebrieren diese inoffiziellen Nationalfeiertage.
Als Nicht-Fussballfan löst diese Euphorie bei mir Belustigung, aber auch etwas Befremden aus. «Wenn wir das orange Trikot anziehen, dann fühlen sich alle vereint und verbunden», sagte ein Fan kürzlich in einem Interview. Und genau das scheint wohl das Geheimnis des Fankults zu sein: positive Emotionen und ein sozialer Kitt. Wie schön wäre es, wenn mehr davon auch abseits grosser Fussballspiele vorhanden wäre.
f.hofmann@engadinerpost.ch
Und nun, 16 Jahre später, habe ich ein Déjà-vu. Wieder verwandeln die niederländischen Fussballfans die EM mit Schlager, Bier, Rauchtöpfen und Gehopse in ein gigantisches Fest der Glückseligkeit. Es ist faszinierend, dass gestandene Männer, die in ihrem wahren Leben wahrscheinlich seriöse Jobs, Familie und ein Einfamilienhaus mit Vorgarten haben, plötzlich öffentlich mit Holzpantoffeln und blonder Zopfperücke, als Löwen oder Superhelden verkleidet durch die Strassen ziehen. Ganze Familien zelebrieren diese inoffiziellen Nationalfeiertage.
Als Nicht-Fussballfan löst diese Euphorie bei mir Belustigung, aber auch etwas Befremden aus. «Wenn wir das orange Trikot anziehen, dann fühlen sich alle vereint und verbunden», sagte ein Fan kürzlich in einem Interview. Und genau das scheint wohl das Geheimnis des Fankults zu sein: positive Emotionen und ein sozialer Kitt. Wie schön wäre es, wenn mehr davon auch abseits grosser Fussballspiele vorhanden wäre.
f.hofmann@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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