Es ist ein Schritt, der tausende von Athletinnen und Athleten betrifft. Ein Prozess, durch den alle Sportlerinnen und Sportler früher oder später gehen müssen: der Rücktritt vom Leistungssport. Was beim ersten Gedanken einfach klingen mag, war für mich persönlich schwieriger als gedacht.
Bei mir handelt es sich nicht um ein Palmares mit historischen Erfolgen und dennoch erwies sich dieser Schritt als ein sehr grosser. Aber warum? Vorab möchte ich erwähnen, dass die Auswirkungen des Rücktrittes einer Leistungsportkarriere nicht zwingen abhängig sind von errungenen Erfolgen oder das Niveau, auf das man sich befand. Vielmehr ist es eine Umstellung eines Lifestyles mit Routinen, Gewohnheiten und Denkweisen, die man sich über Jahre angeeignet hat.
Loslassen, Umdenken, andere Prioritäten setzen. Klingt einfach, aber der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und so erwies sich das plötzliche Umdenken einer Leistungssportlerin zu einer Angestellten im normalen Berufsleben für mich als grosse Herausforderung. In der Wirtschaft werden die Qualitäten der Leistungssportler wie Disziplin oder Durchhaltewille hochgeschätzt. Das Transferieren der Jagd nach Perfektion vom Sportler- ins Berufsleben hat bei mir zu Beginn ein grosser Druck ausgelöst. Während sich viele nach der Sportkarriere im Berufsleben zuerst einmal finden müssen, konnte ich meine Chance während eines halbjährigen Praktikums packen, bin nun seit gut zwei Monaten als Redakteurin bei SRF Sport angestellt und darf mich über einen erfolgreichen Berufseinstieg freuen.
Ich denke, es ist kein Zufall, dass ich im Sportjournalismus Fuss gefasst habe. Ein Beruf mit Abwechslung, Spannung und Zeitdruck. Der Prozess von der Verfassung eines Beitrages, bis es live auf Sendung ausgestrahlt wird, fühlt sich für mich auf der Emotionsebene an wie ein kleiner Wettkampf. Die gewisse Euphorie und Aufregung zu Beginn, dann der steigende Druck je näher die Sendung rückt und die gewisse Erleichterung, mit einem Hauch Stolz, wenn der Beitrag gelungen und die Arbeit erledigt ist.
Jetzt, wenn ich so schreibe, klingt alles ziemlich perfekt. Worin liegt dann das Problem, dass ich doch immer wieder eine Leere, Unzufriedenheit oder auch Druck verspüre? Ist das normal? Im Austausch mit zahlreichen Sportlerinnen und Sportlern, die das Gleiche durchgemacht haben, wird klar, dass ich keine Ausnahme bin. Jahrelang habe ich hart für meine sportlichen Ziele gearbeitet und auf vieles verzichtet. Jetzt, genau jetzt sollte ich doch vor Euphorie sprudeln und mich kaum zurückhalten können, all die Dinge auszuprobieren, die ich auf meiner Bucketlist für das Leben nach der Sportkarriere aufgespart hatte. Ich darf Ferien planen, wann ich möchte, ich muss nicht nach Plan trainieren und ich kann spontan zusagen. Es dreht sich nicht mehr alles um den Sport, das Training steht nicht mehr im Mittelpunkt. Was bei mir passierte? Ich fühlte mich oft schlecht, wenn ich meinen Plan nicht einhielt. Ich fühlte mich schlecht, wenn ich einmal länger schlief. Ich fühlte mich schlecht, keine Struktur im Alltag zu haben. Jetzt konnte ich es mir endlich erlauben zu sagen: «Es regnet, heute gehe ich nicht raus.» Oder auch einmal: «Heute habe ich einfach keine Lust!» Ich könnte es mir erlauben, aber es machte mich wütend.
Ich fühlte mich so, als ob ich meinen Pflichten nicht nachkomme, obwohl ich im Sport keine mehr hatte. Und wenn ich Sport trieb, dann war es sicher nie genug. Anstatt: «Wow, heute warst du 10-Kilometer joggen», war es dann eben: «Du hattest den ganzen Tag Zeit, hättest auch locker mehr machen können.» Die ganze Umstellung fand und finde ich nach wie vor sehr herausfordernd. Zu akzeptieren, dass ich sportlich nie mehr auf dem Level sein werde, auf das ich einmal war, fällt mir schwer. Der Vergleich zu dem, was einmal war, ist stets präsent und so musste ich für mich einen Weg finden, mich weiterhin sportlich zu betätigen, aber mental nicht zu überlasten. Als beste Lösung stellte sich für mich eine komplett neue, sportliche Herausforderung heraus und so habe ich begonnen, Eishockey zu spielen. Etwas zu machen, wo ich zurzeit keinen Vergleich habe, wie schnell, wie weit oder wie hoch ich komme. Die Abwechslung zu einer Teamsportart, wie ich sie bisher nicht kannte.
Der Prozess des Rücktrittes ist für mich nach wie vor nicht abgeschlossen und ich ertappe immer wieder die Leistungssportlerin in mir. Grundsätzlich mag das nicht schlecht sein, aber es muss im gesunden Rahmen bleiben. Mein Fazit aus eigenen Erfahrungen ist, dass der Rücktritt vom Leistungssport nicht nur ein Schritt, sondern ein Reifeprozess ist. Und wie alle Prozesse braucht auch dieser viel Zeit. Und für viele Athleten sowie auch für mich, zählt die Geduld nicht gerade zu den Stärken.
Bei mir handelt es sich nicht um ein Palmares mit historischen Erfolgen und dennoch erwies sich dieser Schritt als ein sehr grosser. Aber warum? Vorab möchte ich erwähnen, dass die Auswirkungen des Rücktrittes einer Leistungsportkarriere nicht zwingen abhängig sind von errungenen Erfolgen oder das Niveau, auf das man sich befand. Vielmehr ist es eine Umstellung eines Lifestyles mit Routinen, Gewohnheiten und Denkweisen, die man sich über Jahre angeeignet hat.
Loslassen, Umdenken, andere Prioritäten setzen. Klingt einfach, aber der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und so erwies sich das plötzliche Umdenken einer Leistungssportlerin zu einer Angestellten im normalen Berufsleben für mich als grosse Herausforderung. In der Wirtschaft werden die Qualitäten der Leistungssportler wie Disziplin oder Durchhaltewille hochgeschätzt. Das Transferieren der Jagd nach Perfektion vom Sportler- ins Berufsleben hat bei mir zu Beginn ein grosser Druck ausgelöst. Während sich viele nach der Sportkarriere im Berufsleben zuerst einmal finden müssen, konnte ich meine Chance während eines halbjährigen Praktikums packen, bin nun seit gut zwei Monaten als Redakteurin bei SRF Sport angestellt und darf mich über einen erfolgreichen Berufseinstieg freuen.
Ich denke, es ist kein Zufall, dass ich im Sportjournalismus Fuss gefasst habe. Ein Beruf mit Abwechslung, Spannung und Zeitdruck. Der Prozess von der Verfassung eines Beitrages, bis es live auf Sendung ausgestrahlt wird, fühlt sich für mich auf der Emotionsebene an wie ein kleiner Wettkampf. Die gewisse Euphorie und Aufregung zu Beginn, dann der steigende Druck je näher die Sendung rückt und die gewisse Erleichterung, mit einem Hauch Stolz, wenn der Beitrag gelungen und die Arbeit erledigt ist.
Jetzt, wenn ich so schreibe, klingt alles ziemlich perfekt. Worin liegt dann das Problem, dass ich doch immer wieder eine Leere, Unzufriedenheit oder auch Druck verspüre? Ist das normal? Im Austausch mit zahlreichen Sportlerinnen und Sportlern, die das Gleiche durchgemacht haben, wird klar, dass ich keine Ausnahme bin. Jahrelang habe ich hart für meine sportlichen Ziele gearbeitet und auf vieles verzichtet. Jetzt, genau jetzt sollte ich doch vor Euphorie sprudeln und mich kaum zurückhalten können, all die Dinge auszuprobieren, die ich auf meiner Bucketlist für das Leben nach der Sportkarriere aufgespart hatte. Ich darf Ferien planen, wann ich möchte, ich muss nicht nach Plan trainieren und ich kann spontan zusagen. Es dreht sich nicht mehr alles um den Sport, das Training steht nicht mehr im Mittelpunkt. Was bei mir passierte? Ich fühlte mich oft schlecht, wenn ich meinen Plan nicht einhielt. Ich fühlte mich schlecht, wenn ich einmal länger schlief. Ich fühlte mich schlecht, keine Struktur im Alltag zu haben. Jetzt konnte ich es mir endlich erlauben zu sagen: «Es regnet, heute gehe ich nicht raus.» Oder auch einmal: «Heute habe ich einfach keine Lust!» Ich könnte es mir erlauben, aber es machte mich wütend.
Ich fühlte mich so, als ob ich meinen Pflichten nicht nachkomme, obwohl ich im Sport keine mehr hatte. Und wenn ich Sport trieb, dann war es sicher nie genug. Anstatt: «Wow, heute warst du 10-Kilometer joggen», war es dann eben: «Du hattest den ganzen Tag Zeit, hättest auch locker mehr machen können.» Die ganze Umstellung fand und finde ich nach wie vor sehr herausfordernd. Zu akzeptieren, dass ich sportlich nie mehr auf dem Level sein werde, auf das ich einmal war, fällt mir schwer. Der Vergleich zu dem, was einmal war, ist stets präsent und so musste ich für mich einen Weg finden, mich weiterhin sportlich zu betätigen, aber mental nicht zu überlasten. Als beste Lösung stellte sich für mich eine komplett neue, sportliche Herausforderung heraus und so habe ich begonnen, Eishockey zu spielen. Etwas zu machen, wo ich zurzeit keinen Vergleich habe, wie schnell, wie weit oder wie hoch ich komme. Die Abwechslung zu einer Teamsportart, wie ich sie bisher nicht kannte.
Der Prozess des Rücktrittes ist für mich nach wie vor nicht abgeschlossen und ich ertappe immer wieder die Leistungssportlerin in mir. Grundsätzlich mag das nicht schlecht sein, aber es muss im gesunden Rahmen bleiben. Mein Fazit aus eigenen Erfahrungen ist, dass der Rücktritt vom Leistungssport nicht nur ein Schritt, sondern ein Reifeprozess ist. Und wie alle Prozesse braucht auch dieser viel Zeit. Und für viele Athleten sowie auch für mich, zählt die Geduld nicht gerade zu den Stärken.
Fabiana Wieser
Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.
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