Es gibt zahlreiche Volksnamen wie Kettenblume, Pusteblume, Saublume, Wiesenlattich, Pfaffenröhrlein und so weiter. Neben seinen hervorragenden Eigenschaften als Heilpflanze ist er auch ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel.
Der Löwenzahn, ein Korbblütler, erfreut uns mit seinen leuchtend gelben Blüten, die wir zu Löwenzahnhonig verarbeiten können. Dazu werden nur die gelben Blütenköpfe verwendet, wenn möglich ohne die Kelchblätter. Mit Wasser und Zucker eingekocht ergibt sich eine honigartige Konfitüre von ganz speziellem Geschmack. Sie ist gesund und preiswert.
Vor der Blüte finden wir bereits auf den noch braunen Wiesen die kleinen Blattrosetten des Löwenzahns mit ihren gesägten Blättern. Noch sind die Blütenknospen nicht vorhanden. Das ist der richtige Zeitpunkt, um die Löwenzahnblätter zu ernten. Mit einem scharfen Messer schneiden wir die Blattrosette mit einem Stückchen Wurzel ab und legen dieses kostbare Pflanzengut in einen Korb.
Zu Hause heisst es dann putzen und rüsten. Nun machen wir noch eine gute Salatsauce. In der Regel wird noch ein hart gekochtes Ei in Würfel geschnitten und daruntergemischt. Diese Art Frühlingssalat können wir nach Belieben mit jungen Schlüsselblumen-, Brennessel- oder Bärlauchblättern bereichern. Es ist ein gutes, entschlackendes Nahrungsmittel und gleichzeitig eine Gaumenfreude. Die Wurzel des Löwenzahns gilt als eigentliches Heilmittel. Mit seinen hervorragenden Eigenschaften als Leber-Galle-Mittel hat es auch eine gute wassertreibende und nierenreinigende Wirkung. Löwenzahnwurzel wirkt auch sehr gut bei Appetitlosigkeit. Es wird 30 Minuten vor dem Essen als Tee genommen oder alternativ als Extrakt der Suppe beigemischt. Bei Verschluss der Gallenwege darf diese Arznei nicht angewendet werden.
Zubereitung: Drei bis vier Gramm Wurzeln pro Tasse etwa ein bis zwei Minuten im siedenden Wasser kochen und anschliessend 10 bis 20 Minuten ziehen lassen. Morgens und abends eine Teetasse voll während drei bis vier Wochen lauwarm trinken.
Löwenzahn hat besonders interessante Wirkstoffe wie Gerbstoff, Inulin, Cholin, Vitamine und Bitterstoffe. Im weissen Saft der Pflanze finden wir ein Gemisch aus Eiweissen, Harz und dem Wirkstoff Taraxazin sowie dem Bitterstoff Taraxin. Die verwelkten Blüten (Samen mit Flugapparat) bilden die sogenannte Pusteblumen. Sie erfreuen Klein und Gross beim gegenseitigen «Anblasen».

Autor: Jürg Bäder


Wichtiger Hinweis: Die in der Engadiner Kräuterecke beschriebenen Heilpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern beschrieben. Jürg Baeder ist Eidg. Dipl. Drogist und hat langjährige Erfahrung mit Heilkräutern. Da auch bei den Heilkräutern Verwechslungen möglich und zum Teil auch Anwendungseinschränkungen zu beachten sind, sollte man eine Fachperson fragen. Der Autor weist auf die Eigenverantwortung hin.
Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch auf www.engadinerpost.ch zu finden im Dossier «Heilpflanzen».