Foto: Reto Stifel
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Davos-Wiesen, -Monstein, -Glaris, -Frauenkirch, -Platz, -Dorf, -Wolfgang und -Laret. Nicht weniger als acht Bahnhöfe zählt die Gemeinde, das dürfte schweizweit ein Rekord sein. Flächenmässig reicht es zu Rang sechs, mit über 11 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Davos eine der grössten Alpenstädte. Wer sich von Filisur her mit der RhB nähert, merkt davon zuerst wenig. Die Häuser und Ställe liegen verstreut in der Landschaft, kleine Kirchen stechen ins Auge – alles Zeugen der Streusiedlung der Walser Bergbauern, die Davos bis Mitte des 19. Jahrhunderts war. Bevor die Lungenkranken in die Sanatorien kamen, bevor die Kurgäste und später die Sport- und Kulturinteressierten die Alpenstadt und die sie umgebende Landschaft mit den Seitentälern entdeckten. 

Wer beim Bahnhof Platz aussteigt, steht im modernen Davos. Hotels, Wohnhäuser, Einkaufszentren, Restaurants, Bars, das Hockeystadion, das Kongresszentrum, dazwischen Kirchen und hoch oben an den steilen Hängen eine Vielzahl von Lawinenverbauungen. Ein Sammelsurium an Baustilen, eine gewisse Einheitlichkeit ergibt sich in den im Baugesetz vorgeschriebenen Flachdächern. «Eine babylonische Fröhlichkeit», nannte Köbi Gantenbein, Chefredaktor des Architekturmagazins «Hochparterre», diese Vielfalt in einem Architekturführer «Bauen in Davos.» 

«Dazu stehen, dass wir beides sind»

Einer der Mitverfasser des kleinen Büchleins sitzt heute im Büro des Davoser Landammanns: Philipp Wilhelm. Vor knapp einem Jahr wurde der 33-jährige studierte Architekt und SP-Politiker in das Amt des Gemeindepräsidenten gewählt. «Stadt und Landschaft in einem, das ist das Einzigartige an Davos»: So steht es im zweiten Abschnitt des Leitbildes. Wie aber gelingt dieser Spagat? «Der Schlüssel dazu ist, dass wir dazu stehen, dass wir beides sind», sagt Wilhelm. Er will die beiden Begriffe auch nicht unbedingt als Gegensätze verstanden wissen. «Das urbane Zentrum und die sorgfältig gepflegte Kulturlandschaft haben beide ihre Qualitäten und können sich gegenseitig befruchten.» Auf die Spitze getrieben, könnte man sagen, dass die Davoser Dualität eine Forschung auf Weltspitzenniveau ebenso verkörpert wie die traditionelle Landwirtschaft.

Austausch intensivieren

die Herausforderungen, mit denen sich Davos befassen muss, sind ähnlich wie im Oberengadin: Günstiger Wohnraum für Einheimische zum Beispiel, wie er ebenfalls im Leitbild verankert ist. Letztes Jahr wurde eine Initiative, welche die Gemeinde verpflichtet hätte, auf einem ihrer drei Areale kostengünstige Wohnungen für Einheimische-zu bauen, abgelehnt. Die Gemeinde will, so Wilhelm, die Lage im Auge behalten. Denn als Folge der Annahme der Zweitwohnungsinitiative sind auch in Davos viele Erstwohnungen gebaut worden. Wie sich das auf den Markt auswirkt und ob die erhoffte Entspannung eintritt, soll beobachtet werden. 

Dass die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, zum Beispiel St. Moritz, intensiviert werden könnte, will Wilhelm nicht abstreiten – und er hat sich das zum Ziel gesetzt. Corona habe diesen Kontakt zum einen behindert, zum anderen aber auch dazu geführt, dass zwangsläufig ein stärkerer Austausch stattgefunden hat. Auf Verwaltungsebene findet der Austausch und der Know-how-Transfer gemäss Wilhelm heute schon statt.

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Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Für Reto Branschi, CEO der Destination Davos/Klosters, funktioniert die Zusammenarbeit im Tourismus sehr gut. Als Vorzeigebeispiel nennt er den Swiss Epic, ein internationales Mountainbike-Etappenrennen. «Mir war von Anfang an klar, dass wir das nicht alleine stemmen können. Darum haben wir Engadin St. Moritz, Arosa, Laax und die Lenzerheide mit ins Boot geholt», sagt Branschi. Trotzdem habe jede Destination ihr eigenes Publikum, gerade auch bei den Bikern. Davos verfüge über sehr viele Singletrails, die Lenzerheide zum Beispiel über exzellente Downhill-Strecken und das Engadin sei bei den Flow-Trails stark. 

Gemeinsamkeiten zwischen dem Oberengadin und Davos sieht der Touristiker unter anderem im breiten Angebot, in der Schneesicherheit, in den wichtigen Top-Events und der Internationalität der Gäste. Trotzdem will Branschi nicht von einem ausgeprägten Konkurrenzdenken reden. «Wir sprechen in der Vermarktung ganz bewusst ein unterschiedliches Publikum an.» Mit Blick auf die kommende Wintersaison überwiegt bei Branschi die Zuversicht. Erste Kongresse haben wieder stattgefunden, das WEF und der Spengler-Cup werden durchgeführt, und die Zertifikatspflicht dürfte in der Branche für eine gewisse Sicherheit sorgen.

Was hätten Philipp Wilhelm und Reto Branschi gerne in Davos, was das Oberengadin respektive St. Moritz haben? Beide müssen bei dieser Frage nicht lange überlegen. Für Wilhelm ist es die Fussgängerzone im St. Moritzer Dorfzentrum und für Branschi die Seen. «Der Blick von Muottas Muragl über diese Seenlandschaft ist einfach unvergleichlich», schwärmt er.

Autor und Fotos: Reto Stifel

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