Mit einem trockenen Antritt vermochte Urs Huber 17 Kilometer vor dem Ziel seinen letzten Begleiter Hansueli Stauffer abzuschütteln und auf Platz 2 zu verweisen. Dritter wurde der Deutsche Markus Kaufmann. Bei den Frauen triumphierte Vorjahressiegerin Alexandra Zürcher vor der Deutschen Tanja Priller und der tschechischen Meisterin Milena Kalasova. Der Samedaner Fadri Barandun klagte über schlechte Beine und gab das Rennen später auf. Derweil die ausgedünnte Spitzengruppe das Haupthindernis des Tages erreichte, den Chaschaunapass, der die Marathonsportler von Livigno wieder zurück in die Schweiz bringt. Gleich in der ersten, supersteilen Rampe verschärfte Hansueli Stauffer das Tempo. An seinem Hinterrad Teamkollege Markus Kaufmann aus Deutschland und Urs Huber, der sich zunächst defensiv verhielt. Als der Rekordsieger jedoch merkte, dass Stauffer die Pace nicht hochhalten konnte, übernahm er die Führung, die er bis zum Bergpreisnicht mehr abgab. In der Abfahrt nach Zernez fuhr Huber jedoch mit dosiertem Risiko. Er wollte einerseits keinen Defekt oder Sturz riskieren, andererseits wollte er Stauffer nochmals aufschliessen lassen, und die Führungsarbeit auf den verbleibenden 40 Kilometer durchs Unterengadin zurück nach Scuol zu teilen. In Lavin schliesslich machte Huber kurzen Prozess mit seinem Begleiter. Im Ziel konnte Huber seine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Starker Urs Huber
Mit diesem siebten Triumph in Scuol ging für den38-jährigen Marathon-Seriensieger eine längere Durststrecke zu Ende, in der er nicht sein gewohntes Rendement erreichte und regelmässig neben dem Podest landete. «Ich bin extrem erleichtert, dass ich diesen Sieg erringen konnte. Am Chaschauna, als Stauffer und Kaufmann das Tempo verschärften, hatte ich Respekt, denn die beiden sind mir Wochen zuvor am Ischgl Ironbike einfach davongefahren. Aber diesmal konnte ich wieder dagegenhalten. Meine Taktik ging auf. Der Angriff in Lavin war schon beinahe Standard.Bei meinen letzten Siegen um den Nationalpark bin ich stets so vorgegangen.»Stauffer sagte: «Ich hatte heute nicht meinen besten Tag. Schon auf dem Costainas lag ich fast eine Minute zurück, vermochte das Loch durch das Münstertal aber wieder zuzufahren. Urs hinterliess den ganzen Tag einen starken Eindruck, was es für mich nicht einfacher machte.Nach dem Chaschauna zurück ins Ziel harmonierten wir zwar gut. Als Urs in Lavin jedoch angriff, konnte ich nicht reagieren. Ich versuchte nochmals aufzuholen, jedoch erfolglos.Deshalb muss ich heute wohl mit dem zweiten Platz zufrieden sein.» Der drittplatzierte Markus Kaufmann erklärte:«Ich wollte eigentlich schon mehr als der dritte Platz. Aber mein kleinster Gang war zu gross für die knüppelharte Chaschauna-Steigung. Deshalb verlor ich den Anschluss.»
Überlegene Alexandra Zürcher
Bei den Frauen triumphiertedie Vorjahressiegerin Alexandra Zürcher. Ihre härteste Kontrahentin Tanja Priller aus Deutschland verlor rund dreieinhalb Minuten auf die Simmentalerin. Dritte wurde die tschechische Meisterin Milena Kalasova, die bereits knapp neun Minuten einbüsste.
Resultate: Herren (141 km): 1. Urs Huber (Mettmenstetten) 5:40:06. 2. Hansueli Stauffer (Sigriswil) 1:01. 3. Markus Kaufmann (De) 4:59. 4.Simon Vitzthum (Rheineck) 5:00. 5.Matthias Alberti (De) 6:20. 6. Felix Fritsch (De) 13:37. 7. Mattia Longa (It) 19:48. 8. Uwe Hardter (De) 22:34. 9. Toni Tähti (Fi) 27:02. 10. Tobias Lüthi (Walliswil) 27:04.Frauen (141km): 1. Alexandra Zürcher (Latterbach) 6:51:38. 2. Tanja Priller (De) 3:38. 3. Milena Kalasova (Tsch) 9:09.
Text: Martin Plattner
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