Dass St. Moritz und Scuol einst «Bad» im Namen trugen und noch immer über ein solches verfügen, ist bekannt. Kaum bekannt ist aber, dass auch Zernez einst den Zusatz «Bad» im Namen hatte. In Erinnerung gerufen hat diese Tatsache unlängst Regula Minsch von der Engiadina Antik in Zernez. Sie und ihr Mann kamen in den Besitz einer 400 Jahre alten Karte des Gotteshaus-Bundes, und dort ist Zernez mit dem Zusatz «Bad» versehen.
Kleines Detail am Rande, das Regula Minsch verifiziert hat: Der Gotteshaus-Bund als Autor dieser Karte traf sich zum ersten Mal im Jahre 1366 in Zernez im Schloss Wildenberg. Die Gründung war eine Reaktion darauf, dass Habsburg das Tirol erwarb – welches das Val Müstair und das Unterengadin umfasste – und noch weiter ins Bistum Chur expandieren wollte. Am 29. Januar 1367 fand das nächste Treffen des Bundes in Chur statt, dort wurde dann die Revolution geplant.
Doch zurück zum Bad respektive zur Karte. Diese zeigt auch den «Silberberg» neben Zernez, den heutigen Munt Baselgia.
Weiter hat Regula Minsch im vierbändigen Werk von Pfarrer Markus Lutz, «Vollständige Beschreibung des Schweizerlandes», den folgenden Eintrag gefunden: «Cernetz, Zernetz, grosses bei 200 Häuser enthaltendes reformiertes Pfarrdorf, im Hochgerichte Unter-Engadin, im bündnerischen Gotteshausbund. Es liegt 4490 Fuss ü. M., (...) hat eine gute mineralische Badequelle, die schönste protestantische Kirche im Bündnerland, (...)»
Auch Gerold Meyer von Knonau weist in seinem Buch «Erdkunde der Schweizerischen Eidgenossenschaft» nebst der schönen Kirche mit der speziellen Lage und dem Umstand, dass der österreichische Oberst Baldirun auf seinem räuberischen Feldzug von den 200 Häusern nur 24 verschonte, auf die bekannte Mineralquelle hin. Auch finden sich andere Einträge, die auf die Heilquellen und sogar auf Überreste von Bädern hinweisen.
Fragt man die Zernezerinnen und Zernezer selber, ist die Sache mit der Silberwasserquelle keine grosse Sensation, sondern verbreitetes Wissen. So weiss Dumeng Duschletta, dass die Quelle etwas unterhalb des Grillhäuschens auf Costetta liegt. Sein Haus an der Costa 135 wurde bis 1978 direkt durch diese Quelle gespeist. Mit dem Umbau des Hauses verlor sie an Druck und die Familie Duschletta schloss ihr Haus auch an die kommunale Trinkwasserversorgung an. In den Keller führte aber noch immer eine Leitung, und mit diesem Wasser tränkte der Bauer seine Tiere bis ins Jahr 1988. Für alle verfügbar ist das Wasser dieser Quelle am Brunnen gegenüber des Pfarrhauses.
Der Brunnen im Schlosshof wird ebenfalls aus einer eigenen Quelle gespeist, welche jedoch nicht die gleiche ist wie die vom Brunnen gegenüber des Pfarrhauses.
Und auch nicht ganz sicher ist, ob und wo ein allfälliges Bad gestanden hat. Doch Regula Minsch bleibt dran, und vielleicht kann ja Zernez den Zusatz «Bad» wieder in den Namen aufnehmen.
Dieser Artikel ist erstmals im Unterengadiner Gästemagazin «Allegra» erschienen.
Autor: Jürg Wirth
Kleines Detail am Rande, das Regula Minsch verifiziert hat: Der Gotteshaus-Bund als Autor dieser Karte traf sich zum ersten Mal im Jahre 1366 in Zernez im Schloss Wildenberg. Die Gründung war eine Reaktion darauf, dass Habsburg das Tirol erwarb – welches das Val Müstair und das Unterengadin umfasste – und noch weiter ins Bistum Chur expandieren wollte. Am 29. Januar 1367 fand das nächste Treffen des Bundes in Chur statt, dort wurde dann die Revolution geplant.
Doch zurück zum Bad respektive zur Karte. Diese zeigt auch den «Silberberg» neben Zernez, den heutigen Munt Baselgia.
Weiter hat Regula Minsch im vierbändigen Werk von Pfarrer Markus Lutz, «Vollständige Beschreibung des Schweizerlandes», den folgenden Eintrag gefunden: «Cernetz, Zernetz, grosses bei 200 Häuser enthaltendes reformiertes Pfarrdorf, im Hochgerichte Unter-Engadin, im bündnerischen Gotteshausbund. Es liegt 4490 Fuss ü. M., (...) hat eine gute mineralische Badequelle, die schönste protestantische Kirche im Bündnerland, (...)»
Auch Gerold Meyer von Knonau weist in seinem Buch «Erdkunde der Schweizerischen Eidgenossenschaft» nebst der schönen Kirche mit der speziellen Lage und dem Umstand, dass der österreichische Oberst Baldirun auf seinem räuberischen Feldzug von den 200 Häusern nur 24 verschonte, auf die bekannte Mineralquelle hin. Auch finden sich andere Einträge, die auf die Heilquellen und sogar auf Überreste von Bädern hinweisen.
Fragt man die Zernezerinnen und Zernezer selber, ist die Sache mit der Silberwasserquelle keine grosse Sensation, sondern verbreitetes Wissen. So weiss Dumeng Duschletta, dass die Quelle etwas unterhalb des Grillhäuschens auf Costetta liegt. Sein Haus an der Costa 135 wurde bis 1978 direkt durch diese Quelle gespeist. Mit dem Umbau des Hauses verlor sie an Druck und die Familie Duschletta schloss ihr Haus auch an die kommunale Trinkwasserversorgung an. In den Keller führte aber noch immer eine Leitung, und mit diesem Wasser tränkte der Bauer seine Tiere bis ins Jahr 1988. Für alle verfügbar ist das Wasser dieser Quelle am Brunnen gegenüber des Pfarrhauses.
Der Brunnen im Schlosshof wird ebenfalls aus einer eigenen Quelle gespeist, welche jedoch nicht die gleiche ist wie die vom Brunnen gegenüber des Pfarrhauses.
Und auch nicht ganz sicher ist, ob und wo ein allfälliges Bad gestanden hat. Doch Regula Minsch bleibt dran, und vielleicht kann ja Zernez den Zusatz «Bad» wieder in den Namen aufnehmen.
Dieser Artikel ist erstmals im Unterengadiner Gästemagazin «Allegra» erschienen.
Autor: Jürg Wirth
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