Corinna à Porta*, Der Gründer der Stiftung stammt ursprünglich aus Ftan. Wie ist Ihr Bezug zu diesem Dorf?
Corinna à Porta: Die Familie besitzt noch immer ein Haus im Zentrum von Ftan. Dort habe ich während meiner Kindheit viele meiner Ferien verbracht. Wir waren wandern oder Ski fahren, ich habe es geliebt. Jetzt bin ich nur noch sporadisch in Ftan.
Weshalb nur noch sporadisch?
Die Familie à Porta ist gewachsen, und da wurde es mit der Koordination schwieriger, wer wann im Haus sein kann.
Apropos à Porta respektive Familie. Wie sind Sie denn zur Stiftung gekommen?
Lorenz à Porta, der erste Geschäftsführer der Stiftung, war mein Grossvater. Danach hat mein Vater Thomas à Porta die Leitung übernommen. 2003 habe ich angefangen, bei der Stiftung zu arbeiten. So konnte ich Geld verdienen und mein Studium in Betriebsökonomie an der HWZ absolvieren. Seit dieser Zeit bin ich bei der Stiftung hängen geblieben. Ich habe dann viele Jahre mit meinem Vater zusammengearbeitet. Leider erkrankte er an Krebs und starb 2012. Ich habe von 2010 bis 2013 ad interim die Leitung der Stiftung übernommen. Seit 2013 ist Armin Isler der Geschäftsführer der Stiftung. Er ist noch immer in diesem Amt, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.
Gibt es noch Verbindungen zwischen der Stiftung und Ftan?
Ja, die gibt es, denn die Eltern von Stephan à Porta stammten aus Ftan. Weil sie nach Danzig ausgewandert sind, hat Stephan zwar nie in Ftan gewohnt, hatte aber trotzdem eine starke Bindung zu seinem Heimatort. Deshalb hielt er in den Statuten fest, dass seinem Heimatort jährlich fünf Prozent des Reingewinns zusteht.
Sie bieten in Zürich günstigen Wohnraum an. Wie ist das überhaupt noch möglich, wo Zürich doch ein teures Pflaster ist?
Wir bieten tatsächlich sehr günstigen Wohnraum an, dazu sind wir verpflichtet. Denn in unseren Statuten steht, dass die Wohnungsmieten so festzusetzen sind, dass sie im Allgemeinen gegenüber anderen vergleichbaren Wohnungen in der Stadt Zürich noch als vorteilhaft ausgesprochen werden können. Unsere Mietzinse liegen in allen Siedlungen unter dem 30-Prozent-Quantil, in den meisten Stadtkreisen sogar unter dem 10-Prozent-Quantil.
Wer sind denn die Bewohnenden?
Das sind Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen Mittel weniger Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben.
Trotzdem, Zürich ist ein teures Pflaster, wie kann man da solch günstige Mieten anbieten?
Wir achten generell darauf, dass wir die Kosten tief halten. Wir investieren zudem sehr bewusst und nachhaltig. Man muss aber auch sagen, dass das Bauen bei uns immer teurer und komplizierter wird, auch aufgrund der immer zahlreicheren Vorschriften. Das macht es für uns nicht einfacher und auch nicht günstiger.
Heisst, in Ihren Wohnungen muss man die Rollläden von Hand hoch- oder runterkurbeln?
Ja, in den meisten Wohnungen zumindest. Wir verzichten bewusst auf unnötigen Luxus und weiterführende Technologien in den Gebäuden. Kontrollierte Wohnungslüftung beispielsweise installieren wir nicht. Zudem investieren wir nur, was nötig ist und schauen, was auf lange Sicht am günstigsten ist. Die Liegenschaften gehören alle der Stiftung. Sie können und sollen auch nicht veräussert werden, daher haben wir eine sehr langfristige Strategie. Im Übrigen sind wir als Stiftung steuerbefreit.
Und wie sieht das aus mit Studierenden aus Graubünden?
Das ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält. Aber sie haben bei uns nicht Vorrang.
In Zürich sind Wohnungen sehr knapp. Versuchen Sie da, mit Ihrer Stiftung noch zu wachsen und mehr Wohnungen anzubieten respektive neue zu bauen?
Wachstum ist durchaus ein Ziel. Mehr Liegenschaften bedeuten, dass wir mehr Leuten ein bezahlbares Zuhause bieten und zugleich mit den Mehreinnahmen zusätzliches Geld an wohltätige und gemeinnützige Institutionen ausschütten können. Dies ist unser zweiter, weniger bekannter, aber nicht weniger wichtiger Stiftungszweck. Allerdings versuchen wir, nicht primär über Neubauten zu wachsen, vor allem nicht mit solchen auf der grünen Wiese, weil es die in Zürich gar nicht mehr gibt. Vielmehr versuchen wir, unseren Bestand vernünftig zu unterhalten und auszubauen sowie Liegenschaften zuzukaufen. Wir sind selbstverständlich auch offen für Schenkungen.
Werden Ihnen tatsächlich Liegenschaften geschenkt?
Momentan sind wir gerade zum ersten Mal an solch einem Projekt dran. Das sind Menschen, welche keine Nachfahren haben und ihre Immobilie der Spekulation entziehen möchten. Dadurch verlieren die Mietenden in der Liegenschaft ihr Zuhause nicht.
Und wie gross ist der «Run» auf die Wohnungen der à Porta-Stiftung?
Sehr gross. Momentan haben wir eine lange Warteliste und können gar keine neuen Interessentinnen und Interessenten mehr aufnehmen. Dazu kommt, dass wir in den letzten Jahren auch einen markanten Rückgang der Wohnungskündigungen verzeichnen. Das heisst, es werden immer weniger Wohnungen frei.
Nicht nur in Zürich ist Wohnraum knapp, sondern auch im Engadin. In gewissen Dörfern wird es für Einheimische immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ist Ihr Einstieg im Engadin ein Thema?
Nein. Dafür unterstützen wir den Kanton Graubünden finanziell, nämlich jährlich mit 20 Prozent des Reingewinnes. Das Geld geht an das Departement für Volkswirtschaft und Soziales, von da wird es an wohltätige und gemeinnützige Institutionen im Kanton Graubünden verteilt.
Weshalb möchten Sie hier nicht einsteigen?
Es ist nicht Zweck der Stiftung, in anderen Gebieten der Schweiz Liegenschaften zu kaufen oder zu bauen. Wichtig für eine erfolgreiche Verwaltung der Gebäude ist auch die Nähe zu den Objekten. Mit unserem Regiebetrieb und den langjährigen Partnern können wir unsere Qualität sicherstellen. Das wäre in Graubünden nicht der Fall.
Wenn Sie nicht selber einsteigen möchten, gäbe es die Möglichkeit, dass Sie sich finanziell am Bau von günstigem Wohnraum im Engadin beteiligen?
Nein, auch das nicht. Eben auch, weil wir den Kanton bereits finanziell unterstützen.
Was würden Sie Leuten raten, die im Engadin eine Stiftung oder Genossenschaft zum Bau von günstigem Wohnraum gründen möchten? Worauf ist da besonders zu achten, was sind die Fallstricke und ist es überhaupt möglich und sinnvoll?
Natürlich ist es sinnvoll und auch wünschenswert, günstigen Wohnraum zu schaffen. Es einfach zu halten, wäre mein Tipp. Gute Wohnungen müssen nicht riesig sein und auch nicht luxuriös. Viel wichtiger ist es, dass die Grundrisse unterschiedliche Wohnformen zulassen oder dass nachhaltig und unterhaltsarm gebaut wird. Das heisst, qualitativ gute Materialien zu verwenden, die vielleicht im Moment etwas teurer sind, dafür aber länger halten. Es bringt nichts, günstige Küchen einzubauen, wenn die nach 15 Jahren bereits wieder ersetzt werden müssen. Zuerst wäre es sicher sinnvoll, den Markt zu prüfen. Welches Angebot braucht es? Gibt es bereits Genossenschaften und Stiftungen, die preiswerte Wohnungen anbieten? Können gegebenenfalls Synergien genutzt werden? Dies sind nur ein paar Fragen, die mir hier einfallen.
Wohnen Sie selber auch in einer Wohnung Ihrer Stiftung oder wie und wo wohnen Sie?
Nein, ich wohne mit meiner Familie nicht in einer Wohnung unserer Stiftung. Wir wohnen etwas ausserhalb der Stadt. Doch ich liebe die Stadt und mag es sehr, hierherzukommen und die Angebote der Stadt zu geniessen.
*Corinna à Porta ist Präsidentin der Stiftung und Enkelin des ersten Geschäftsführers der à Porta-Stiftung in Zürich.
Interview: Jürg Wirth
Dieser Artikel ist erstmals im Unterengadiner Gästemagazin «Allegra» erschienen.
*Corinna à Porta ist Präsidentin der Stiftung und Enkelin des ersten Geschäftsführers der à Porta-Stiftung in Zürich.
Interview: Jürg Wirth
Dieser Artikel ist erstmals im Unterengadiner Gästemagazin «Allegra» erschienen.
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