Engadiner Post: Marc Tischhauser, welche Bedeutung hat der Wechsel der Blockkurse der Kochausbildung vom luzernischen Weggis nach Samedan?
Eine sehr grosse Bedeutung. Wir sind glücklich und stolz, dass wir gemeinsam mit der Gewerbeschule Samedan, HotellerieSuisse Graubünden und dem Kanton Graubünden diese Lösung gefunden haben. Sie bedeutet eine klare Stärkung der Berufsbildung in Graubünden, im Engadin und für die Gewerbeschule Samedan und sie trägt zur Steigerung der Attraktivität der Berufsbildung der Köche und Köchinnen bei.
Und was bedeutet dies für die Berufsausbildung der Bündner Köche?
Mit der Lösung in Samedan können wir die Attraktivität der Kochlehre in den Saisonbetrieben erhöhen. Die im April kommunizierte Einstellung der Blockkurse in Weggis war für unsere Saisonbetriebe und die Lernenden ein Schock. Die Umstellung auf die wöchentliche Beschulung hätte die Saisonbetriebe sowie die Lernenden vor grosse Herausforderungen gestellt und die Attraktivität der Lehre wäre deutlich gesunken.
Was heisst das konkret?
Für den wöchentlichen Unterricht in Chur hätten die Lernenden gegen acht Uhr in der Klasse sein müssen. Demnach hätten die Lernenden aus dem Engadin beispielsweise schon um 5.40 Uhr in St. Moritz den Zug besteigen müssen. Das hätte auch bedeutet, dass die Auszubildenden zusätzlich zum Schultag auch am Vorabend im Ausbildungsbetrieb nicht einsetzbar gewesen wären.
Welche Betriebe meinen Sie damit?
Bei den betroffenen Ausbildungsbetrieben handelt es sich um klassische Saisonbetriebe, die im Herbst sowie im Frühjahr jeweils für circa einen bis zwei Monate geschlossen sind. In diesen Zwischensaisons ist es nicht möglich, die Lernenden betrieblich auszubilden. Damit gehen für die Lernende zahlreiche Wochen praktischer Ausbildung verloren, die für die erfolgreiche Ausbildung jedoch notwendig sind. Zudem wäre das Risiko gross gewesen, dass dadurch sehr gute und wichtige Ausbildungsbetriebe verloren gegangen wären. Dies wäre für das Gastgewerbe, den Tourismus und für den Berufsbildungsstandort Graubünden ein Rückschlag gewesen. Dass wir dies mit der Lösung in Samedan nun abwenden konnten und unseren Bündner Saisonbetrieben sogar eine noch bessere Lösung als vorher bieten können, verdanken wir der guten Zusammenarbeit zwischen der Gewerbeschule Samedan, den Branchenverbänden sowie dem Kanton.
Weshalb Samedan und nicht etwa Chur?
Einerseits absolviert die Mehrheit der Lernenden der Blockkurse die Lehre in einem Ausbildungsbetrieb im Engadin. Dies bedeutet, dass für ein Grossteil dieser Lernenden keine Unterkunftslösung gefunden werden muss, was das Ganze vereinfacht. Entsprechend naheliegend war es deshalb, das Gespräch mit der Gewerbeschule Samedan zu suchen. Remo Püntener vom Berufsschulrat sowie der Schulleiter Gian Carlo Simonelli waren von Anfang an begeistert von der Idee, weil wir damit auch den Berufsbildungsstandort Engadin sowie die Gewerbeschule Samedan stärken.
Am 4. November startet der erste Blockkurs in Samedan. Welche Erwartungen haben Sie?
Dass wir jährlich eine Klasse starten können. Hierzu sind wir auch sehr zuversichtlich. Die Zahlen der Lernenden im Kochberuf sind in diesem Jahr zum ersten Mal seit langem wieder gestiegen. Zudem hoffen wir auch, dass Lernende aus Saisonbetrieben in anderen Kantonen die Blockkurse in Samedan besuchen werden.
Was erwarten Sie diesbezüglich von Kanton, Region und Standortgemeinde?
Dass alle mit viel positivem Spirit, Herzblut und Engagement dazu beitragen, die Blockkurse in Samedan langfristig zu etablieren. Auch dann, wenn es mal ein Jahr mit weniger Lernenden geben sollte. Damit die Berufsbildung in Graubünden noch attraktiver wird, würden wir uns freuen, wenn das Modell der Blockkurse dazu beiträgt, dass weitere Blockkurse oder auch andere und neue Berufsschulmodelle entstehen würden.
Marc Tischhauser ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands für Hotellerie und Gastgewerbe Gastro Graubünden. Mehr Informationen unter: www.gastrograubuenden.ch
Interview: Jon Duschletta, Foto: Gastro/Graubünden/Marco Hartmann
Lesen Sie in der Donnerstagsausgabe vom 15. August die Hintergrundgeschichte zum Interview.
Interview: Jon Duschletta, Foto: Gastro/Graubünden/Marco Hartmann
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