Corina Isenring, wieso führen Sie den Film «Nebelgrind» gerade jetzt vor?
Aktuell laufen die Aktionstage psychische Gesundheit, zu der wir als Alzheimer GR zusammen mit unseren Partnern für das Thema Demenz sensibilisieren wollen. Es ist ein Thema, das immer wichtiger wird. Die Bevölkerung wird älter und immer mehr Menschen sind in der Familie oder im Bekanntenkreis davon betroffen. Noch immer aber ist es ein Stück weit ein Tabuthema. Mit den Veranstaltungen wollen wir das Gespräch über die Krankheit und die Herausforderungen erleichtern.
Was sind denn die Herausforderungen einer Demenz?
Die grösste Herausforderung ist wohl, dass eine Demenz ein schleichender Prozess ist, ein Abschiednehmen in Raten. Oft merkt man, dass etwas nicht mehr stimmt, will es nicht wahrhaben, versucht, die Schwächen zu vertuschen – das gilt sowohl für die Betroffenen als auch das Umfeld. Der Alltag muss neu angepasst werden, die Betroffenen brauchen immer mehr Unterstützung und die Persönlichkeit des Betroffenen verändert sich. All diese Prozesse zeigt der Film «Nebelgrind» eindrücklich.
Was kann ein solcher Film- und Inputabend bewirken?
Es geht wirklich vor allem um Sensibilisierung, auch für das Umfeld. Die Betroffenen leben in einem Netz von Beziehungen. Wir wollen aufzeigen, was Demenz ist, was die Krankheit für die Betroffenen und die Angehörigen bedeutet. Insbesondere wollen wir aber auch aufzeigen, welche Hilfen und Angebote es in der Region gibt. Deshalb führen wir die Aktionstage auch in den drei Regionen durch, nahe bei den Betroffenen.
Welche Angebote gibt es denn für Demenzbetroffene?
Das sind einerseits Beratungsangebote, vom persönlichen Gespräch zu Hause mit Informationen zur Krankheit, über Coachings zur Stärkung der Angehörigen bis zu Runden Tischen mit allen Betroffenen. Wichtig sind aber auch Entlastungsangebote, zum Beispiel die Entlastungsdienste zu Hause durch die Spitex oder Vitassista, und Tagesangebote von PDGR, Alterszentren oder spezialisierten Demenz-Tagesstätten. In jeder Region ist das Angebot etwas anders gestaltet. Einzelne Alterszentren bieten auch Nacht-, Mehrtages- oder Ferienentlastung.
Und die Angehörigen, welche Hilfe bekommen sie?
Neben dem erwähnten Coaching führen wir in Scuol und Samedan je eine Gesprächsgruppe für Angehörige. Sie sind alle in einer vergleichbaren Situation, haben das gleiche durchgemacht und verstehen sich auf einer anderen Ebene als unsere Inputs als Fachleute: «Du bist nicht alleine. Wie du dich fühlst, ist normal. Dieser Tipp hat mir besonders geholfen.» Dieser Austausch unter Gleichbetroffenen ist sehr wertvoll. So versuchen wir zusammen mit unseren Partnern, den Betroffenen und den Angehörigen zu einen versöhnlichen Umgang mit der Krankheit zu verhelfen. Interview: Othmar Lässer
Corina Isenring ist Alzheimer- und Pro-Senectute-Beraterin Engiadina Bassa/Val Müstair, Der nächste Impulsabend findet heute Dienstag, 17. September um 18.00 Uhr im Spital Oberengadin statt.
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