Die Val Müstair war historisch gesehen immer ein wichtiger Durchgangs- und Handelsort, aber auch ein Schauplatz zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Letztere gehören zum Glück der Vergangenheit an, doch Handels- und vor allem Festort war Valchava auch am vergangenen Sonntag. Das jährliche Erntedankfest, kombiniert mit dem letzten von insgesamt sieben Bundstagen im Kanton, zog laut Veranstalterangaben rund 5000 Besucherinnen und Besucher an. Sie erfreuten sich am farbenprächtigen Umzug, den rund 70 Marktständen und dem Theaterstück Spranza chi vegnan meglders temps (auf Deutsch: Hoffen auf bessere Zeiten). Das eigens für diesen Festtag von Eva und Magnus Schleich geschriebene und von der Theatergruppe Val Müstair aufgeführte Stück führte die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer durch die 500-jährige dramatische Geschichte des Freistaats der drei Bünde, wobei historische Ereignisse mit aktuellen Themen verknüpft wurden.
Doch was lehrt uns die Geschichte des 1524 geschlossenen Bundes, in dem sich die Gerichtsgemeinden aller drei Bünde eine gemeinsame Verfassung gaben, für die Zukunft? «Dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur für unsere Region, sondern für ganz Südbünden von grosser Bedeutung ist», sagt Gabriella Binkert Becchetti, Gemeindepräsidentin von Val Müstair. Es sei wichtig, sich zu öffnen und Probleme gemeinsam anzugehen, zum Beispiel die Verkehrsthematik. «Wir sollten uns auch gemeinsam überlegen, wie wir die Wirtschaft ankurbeln können, ohne gleich in Konkurrenzdenken zu verfallen.» Südbünden sei ein kleiner Punkt auf der Weltkarte. Daher sei es für Binkert Becchetti besonders erfreulich, dass das Erntedankfest und der Bundstag auch viele Menschen aus den Nachbarregionen und -ländern angezogen hat.
Auch für den Bündner Regierungsrat Marcus Caduff steht dieses Miteinander im Mittelpunkt. «Schon vor 500 Jahren hat man erkannt, dass Gegeneinander nicht funktioniert», so Caduff.
Einmal mehr hatte sich Valchava für diesen Anlass festlich herausgeputzt. Die Häuser waren beflaggt, und viele Brunnen und Gärten waren mit Erzeugnissen der aktuellen Erntezeit geschmückt: Kürbisse, Äpfel, Birnen, verschiedene Gemüsesorten, Weizen, Vogelbeeren und vieles mehr – eine wahre Augenweide.
Fotos: Dominik Täuber, Reto Stifel
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