Wenn im kommenden Sommer über die Zukunft des Flugplatzes Samedan abgestimmt wird, braucht es für die öffentliche Meinungsbildung fundiert erarbeitete Unterlagen, die sowohl die Chancen als auch die Risiken der Millioneninvestitionen aufzeigen. Ebenso erforderlich ist Transparenz. Die kürzlich veröffentlichte Studie zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung des Flugplatzes Samedan liefert wertvolles und beeindruckendes Zahlenmaterial. Sie zeigt, dass der Flugplatz für eine touristische Region wie das Oberengadin mit St. Moritz ein Alleinstellungsmerkmal bietet, das nicht aufs Spiel gesetzt werden darf.

Solche Studien müssen jedoch stets mit Vorsicht gelesen und interpretiert werden. Wenn einer der Verfasser gleichzeitig Mitglied der Kommission ist, die die Studie in Auftrag gegeben hat, muss das Fragen zur Unabhängigkeit der Analyse aufwerfen. Obwohl die Autoren versichern, einen wissenschaftlich neutralen Ansatz verfolgt zu haben, bleibt unklar, inwieweit diese enge Verbindung die Objektivität der Analyse beeinflusst haben könnte. Wäre dieser mögliche Interessenkonflikt von Anfang an transparent gemacht worden, hätten Fragen zur Objektivität der Studienergebnisse möglicherweise gar nicht erst aufgeworfen werden müssen.

Zurück zu den Zahlen: Diese zeigen beispielsweise, dass der Flugplatz im Tal einen jährlichen Umsatz von 200 Millionen Franken generiert, wovon ein erheblicher Teil der lokalen Wirtschaft direkt und indirekt zugute kommt. Nicht zuletzt ist der Flugplatz mit den dort ansässigen Unternehmen selbst ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Dass in einer wissenschaftlichen Arbeit die Frage «Was wäre wenn?» keinen Platz findet, leuchtet ein. Dennoch sollte diese Frage zur Einordnung des Zahlenmaterials gestellt werden: Würden tatsächlich all die Gäste, die heute über den Luftweg ins Engadin reisen, für immer ausbleiben, was gleichbedeutend mit dem Verlust dieser Wertschöpfung und der Arbeitsplätze wäre?

Wirtschaftlich betrachtet ist der Flugplatz bedeutend. Nicht Bestandteil dieser Studie sind jedoch andere relevante Fragen, wie die Auswirkungen auf die Umwelt, der Fluglärm oder der Einfluss auf den Wohnungsmarkt, der durch die schnelle Erreichbarkeit nicht unerheblich beeinflusst wird. Auch das sollte man sich beim Lesen und Einordnen der Studie vor Augen halten.

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Autor: Reto Stifel