Die Himbeere (Rubus ideaus) ist mit der Brombeere (Rubus fruticosa) verwandt. Bei uns in den Bergen finden wir viele Standorte, wo die Himbeere gedeiht. Oft finden wir sie an Wegränder, an Geröllhalden, im Unterholz und bei Waldlichtungen. Die Himbeere hat keine weiteren Volksnamen, ausser in den Dialekten. Im romanischen nennt man sie Ampa oder Ampua, im englischen Raspberry, im französischen Framboise. Die Himbeere bildet einen Strauch von ein bis zwei Meter Höhe. Die Stängel haben zahlreiche kleine Stacheln. Die Blätter sind drei- bis fünfzählig, unterseits fein behaart und fast weiss. Die Oberseite der Blätter ist grün bis hellgrün. Die Blüten sind weiss und haben fünf Kronblätter. Die fünf Kelchblätter sind nach der Blüte zurückgeschlagen. Nach der Blüte wachsen die Früchte heran und werden leuchtend rot bei ihrer Reifung.
Wir finden zahlreiche Inhaltsstoffe, vor allem Gerbstoffe, Flavonoide, Vitamin C, Aromastoffe Gallo- und Ellagitannine. In der Frucht organische Säuren, Vitamin C, Zucker und Pektine, Kalium und Eisen, Kalzium und Vitamin A. In den Samen finden wir ein fettes Öl. In der Volksmedizin aufgrund der Gerbstoffe als Mittel gegen Durchfall verwendet und als Adstringens (zusammen-ziehend und entzündungshemmend) zum Gurgeln des Mund- und Rachenraumes. Wohltuende Wirkung auch bei Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes, der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems. Wie die Brombeere kann man das Himbeerblatt auch in Teemischungen gegen Diabetes (besonders bei Altersdiabetes) verwenden. Durch die Fermentierung (Trocknung) von Himbeerblättern erhalten wir einen geschmacklich guten Frühstückstee.
Teezubereitung: Zwei Teelöffel mit 200 Milliliter kochendem Wasser übergiessen und fünf Minuten ziehen lassen. Warm oder lauwarm trinken.
Die Früchte sind weitaus bekannter als die Anwendung der Blätter. Bekannt sind Himbeersirup, Himbeermarmelade, heisse Himbeeren mit Vanilleeis. Man kann die Früchte auch einfrieren. Oft werden Himbeeren zu Dekorationen von Speisen (Cremes, Glacés, Torten usw.) verwendet. Bei der Herstellung von Konfitüren kann man die ganze Frucht verwenden oder die Samen entfernen (durch Sieb oder Tuch passieren) und einen Himbeergelee herstellen. Den Himbeersirup kann man auch anstelle von Granatäpfeln verwenden (Grenadine).
Ein guter Tip: In meiner Kindheit ging ich oft mit meinem Vater, um wilde Himbeeren zu sammeln. Die besten Plätze gab es in der Val Roseg in der Umgebung der Alp Prüma.
Text: Jürg Baeder
Wichtiger Hinweis: Die in der Engadiner Kräuterecke beschriebenen Heilpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern zu finden. Jürg Baeder ist eidg. dipl. Drogist und hat langjährige Erfahrung mit Heilkräutern. Da auch bei den Heilkräutern Verwechslungen möglich und zum Teil auch Anwendungseinschränkungen zu beachten sind, sollte man eine Fachperson konsultieren. Der Autor weist auf die Eigenverantwortung hin. Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch auf www.engadinerpost.ch im Dossier «Heilpflanzen» zu finden.
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