Ob Gebäude, Strassen, Wiesen, Wälder, Seen oder Gletscher – ab sofort ist, laut einer Regierungsmitteilung, die gesamte Fläche des Kantons Graubünden ausgemessen. Nach dem Kanton Uri ist Graubünden der zweite Gebirgskanton, dem dies gelingt, und dies notabene als grösster Schweizer Kanton mit 7105 Quadratkilometern.
Vielfältiger Nutzen
Tagtäglich nutzen wir sogenannte Geodaten, in den meisten Fällen sogar unbewusst, wie zum Beispiel, wenn wir eine Route im Navigationsgerät eintippen oder den Namen einer Bergspitze suchen. Als Grundlage dafür dienen die Daten der amtlichen Vermessung, welche das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation in Zusammenarbeit mit privaten Ingenieur-Geometern gesammelt und veröffentlicht hat. «Durch zuverlässige Daten mit Raumbezug und die darauf aufbauenden Systeme sind die meisten Entscheide in der Wirtschaft und der Politik leichter, schneller und sicherer», betont Regierungsrat Marcus Caduff. Die Vermessungsfachleute – oft mit ihren Stativen und Messinstrumenten unterwegs – liefern wichtige Daten für die gesamte Volkswirtschaft.
Die amtliche Vermessung erfasst Grundstücksgrenzen, damit diese im Grundbuch eingetragen und das Eigentum gesichert werden kann. Die Daten dienen als Grundlage von geografischen Informationssystemen (GIS) und sind damit Orientierungshilfe bei verschiedensten Projekten und Abfragen von Privatpersonen, Wirtschaft, Forschung und Verwaltung. Die darin enthaltenen Gebäudeadressen liefern die wichtigste Grundlage für Navigationssysteme. Davon profitieren nicht nur private Personen und Lieferdienste, sondern sie helfen auch den Rettungsdiensten, ein Gebäude rasch zu finden. Die direkt aus der amtlichen Vermessung abgeleiteten Basispläne und -karten dienen der Raumplanung, zum Beispiel für Orts- oder Zonenpläne oder für Bau- und Verkehrsplanungen.
Seit 110 Jahren wird gemessen
Der Grundstein für eine systematische Vermessung erfolgte im Jahr 1912, als das Schweizerische Zivilgesetzbuch eingeführt wurde. Der Pioniergeist einer flächendeckenden Vermessung wurde jedoch durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg massiv gedämpft. Vom Ziel einer schweizweiten Vermessung waren die damaligen Geometer noch weit entfernt.
Für einen Schub sorgten später verschiedene Gesetzesanpassungen und auch die Digitalisierung, welche in der amtlichen Vermessung bereits in den 70er Jahren genutzt wurde. Neue Instrumente und Berechnungshilfen ermöglichten den Geometern ein effizienteres Arbeiten. Obwohl Graubünden nach 110 Jahren flächendeckend vermessen ist, gilt es auch in Zukunft, diese Grundlagen immer wieder zu erneuern und mit neuen Technologien, wie zum Beispiel mit 3D-Modellen, zu verbessern.
(staka)
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