Ein revitalisierter Inn auf einer Länge von 17 Kilometer von Celerina bis nach Zuoz: Was noch vor ein paar Jahren als Utopie belächelt worden war, ist heute ein realistisches Ziel – verschiedenste Gewässeraufwertungen sind bereits realisiert oder in Planung.
So auch in Celerina, wo ein entsprechendes Projekt im Jahr 2020 vom Souverän bewilligt worden ist. Eigentlich hätten die Arbeiten längst beginnen sollen, doch dann führten Hinweise auf Altlasten im Boden zu einem Projektstopp und zu einer umfassenden Untersuchung des Untergrundes.
Über die konkreten Resultate dieser Untersuchungen sind die Einwohnerinnen und Einwohner bis heute nie informiert worden. Erst auf Nachfrage dieser Zeitung zeigt sich das Ausmass des Schadens: Die Altlasten, die eine frühere Generation in diesem Gebiet hinterlassen haben, sind nicht harmlos: Schwermetalle, Hauskehricht sowie Bau- und Glasabfälle lagern unter der Erde.
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass die Umweltsünde erst dann entdeckt wurde, als man mit dem Revitalisierungsprojekt der Natur etwas Gutes tun wollte. Die Frage, wie man mit diesen Altlasten umgehen soll, stellt sich leider nicht mehr, diese ist vom Gemeindevorstand bereits beantwortet worden. Er will den Güsel dort lassen, wo er heute ist und passt das Revitalisierungsprojekt so an, dass im belasteten Gebiet nicht gegraben werden muss.
Fachleute sagen, dass keine Gefahr für die Umwelt besteht, das Gesetz schreibt keine Sanierungspflicht vor, und die Kosten, um den Schaden zumindest teilweise zu beheben, wären höher als das gesamte Realisierungsprojekt.
Nur: Können wir im Wissen, dass dieses Gebiet mit sehr stark verschmutzen Abfällen belastet ist, das Problem tatsächlich mit ruhigem Gewissen einer nächsten Generation überlassen?
Das ist eine wichtige Frage, zu der auch die Celeriner Bevölkerung etwas zu sagen hat. Dass der Gemeindevorstand von Celerina voreilig Fakten geschaffen hat, ohne die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu informieren und ihre Meinung abzuholen, ist unverständlich. Er hat die Chance, das an der nächsten Gemeindeversammlung nachzuholen. Und je nach Ergebnis der Diskussion, allenfalls auf seinen Entscheid zurückzukommen.
r.stifel@engadinerpost.ch

Autor und Foto: Reto Stifel