In St. Moritz hängt an der Welcome-Mauer beim Kreisverkehr am See seit geraumer Zeit ein Werbeplakat eines Discounters mit deutschen Wurzeln. Darauf wird versprochen, dass dessen Filiale in Samedan in nur fünf Minuten zu erreichen ist. Stimmt aber nicht. Mehrere Selbstversuche mit Stoppuhr am Volant haben gezeigt, dass die Strecke nicht unter sechs Minuten zu schaffen ist. Hach, denken Sie sich jetzt bestimmt, was will der jetzt da wegen einer winzigen Minute für ein Büro aufmachen. Nun, man muss diese eine Minute nur in die richtige Relation setzen. Wenn man nämlich diese 60 Sekunden auf der Strecke einsparen möchte, müsste man 20 Prozent schneller fahren. Und diese 20 Prozent haben es in sich. Ausserorts kann solches Tun – wenn die Kantonspolizei grad Lust und Laune hat – schlappe 240 Fränkli kosten. Innerorts wird noch ein Zehner draufgepackt. Man stelle sich einfach vor: ein Blitzer stünde bei Celerina an der Kantonsstrasse und ein zweiter unten in Samedan kurz vor dem Ziel. Dann wären knappe 500 Stutz weg. Damit würde der Einkauf im Schnapper-Paradies zum finanziellen Desaster. Und da stellt sich automatisch die Gretchenfrage: Zahlt der Discounter seinen Kundinnen und Kunden die allfälligen Bussen? Zumindest ab einer gewissen Einkaufssumme sollte er das tun, finde ich. Oder das Plakat am Ende der Charnadüra an einen Baum tackern. Dann passen die fünf Minuten.
Text: Dan Zaugg
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