Im vergangenen Dezember hat das Amt für Jagd und Fischerei (AJF) die Resultate einer mehrjährigen Studie präsentiert. In dieser wurde untersucht, warum im Oberengadin – einem europaweiten Hotspot – immer weniger Äschen gefangen werden. Seit 2017 beträgt der Fangrückgang rund 80 Prozent verglichen mit der Dekade von 2002 bis 2010. Als eine der Ursachen wurde der grosse Befischungsdruck genannt. Über Jahrzehnte wurden
Äschen-Hotspots wie der Innbogen zwischen Celerina und Samedan überfischt.
Nun reagiert das Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität (DIEM). Mittels einer am Mittwoch öffentlich gemachten Verfügung werden verschiedene restriktive Massnahmen angekündigt, die bereits auf diese Saison in Kraft treten. So dürfen die Fischerinnen und Fischer noch maximal zehn Äschen behändigen. Um den verletzlichen Fischbestand zu schonen und den Wiederaufbau zu fördern, wird die Fischereisaison um zwei Wochen vom 15. Juni bis 30. September verschoben (statt vom 1. Juni bis 15. September). In der Studie ist festgestellt worden, dass sich die Laichzeit der Äsche tendenziell nach vorne verschoben hat. Mit dem angepassten Zeitfenster wird es den Tieren ermöglicht, ihre Laichplätze zu verlassen und sich in ihre natürlichen Verbreitungsgebiete aufzusuchen, bevor die Fischereisaison beginnt.
«Würmli baden» nicht mehr erlaubt
Schliesslich wird auch ein Naturköderverbot erlassen. Gerade im oben genannten Innbogen benutzen viele Fischer Würmer als Köder auf die Äsche, das ist künftig nicht mehr erlaubt. Einzig tote Elritzen, die sogenannten «Bammeli», dürfen noch als Naturköder eingesetzt werden. Das Problem bei den Naturködern ist, dass diese gerade auch von kleinen Fischen gierig geschluckt werden. Muss bei einem solchen Fisch der Haken gelöst werden, um ihn ins Gewässer zurückzusetzen, verendet er oft.
Bei besagter Studie wurden aber auch andere Gründe für den Fangrückgang genannt. So haben sich die Äschenlebensräume unterhalb von S-chanf wegen Murgängen in den Seitengewässern verschlechtert. Aber auch die Schwall-Sunk-Effekte durch die Kraftwerksbetreiber sind mitverantwortlich. Gehen die Abflüsse schnell zurück, weil mehr Wasser turbiniert wird, kann das dazu führen, dass Äschenbrütlinge auf Kiesbänken stranden und eingehen.
Das eine tun, das andere nicht lassen
Darum die Frage an Fischereibiologin Laetitia Wilkins, Abteilungsleiterin Fischerei beim AJF, ob die nun beschlossenen Massnahmen einzig auf die Fischerinnen und Fischer abzielen. «Nein», sagt sie. Aber andere Interventionen, beispielsweise bei der Schwall-Sunk-Problematik, würden länger dauern. «Die Kraftwerksbetreiber sind verpflichtet, ihre Anlagen bis 2030 entsprechend zu sanieren. So lange aber können wir nicht zuwarten», sagt Wilkins. Bei der Fischerei könne man mit verschiedenen Massnahmen sehr rasch handeln, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
Dass es seitens der Petri-Jünger Kritik geben wird, denkt Wilkins nicht. «Das Verständnis ist da, die Fischer sind bereit, ihren Teil beizutragen.» Das habe sich auch anlässlich der Delegiertenversammlung des kantonalen Fischereiverbandes vor einer Woche gezeigt. Dort habe man die Massnahmen vorgestellt und sei damit auf viel Verständnis gestossen.
Fischereiverbot in der Maira
Neben den bereits genannten Gründen für den Fangrückgang wurden in der Studie weitere Probleme aufgezeigt. So hat ein natürliches Hochwasser im Jahr 2019 eine ganze Generation von Äschen dezimiert, gefolgt von einem Fischsterben unterhalb von S-chanf ein Jahr später. Aber auch Prädatoren wie der Fischotter oder der Graureiher haben Einfluss auf den Äschenbestand. Dieser Bestand ist seit der letzten Schätzung 2009 um rund 30 Prozent zurückgegangen, deutlich weniger also als die Fangzahlen. Vor allem grosse, reproduktionsstarke Äschen fehlen.
Auch eine weitere Verfügung des Kantons betrifft Südbünden. Die extremen Murgänge Ende August letzten Jahres haben dazu geführt, dass es in der Maira ab Einmündung des Valun dal Largh keine Fische mehr hat. Für den Wiederaufbau beziehungsweise die natürliche Regeneration des Fischbestandes gilt ab dieser Saison und bis auf Weiteres ein Fischereiverbot in der Maira.
Autor: Reto Stifel
Foto: Daniel Zaugg
Nun reagiert das Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität (DIEM). Mittels einer am Mittwoch öffentlich gemachten Verfügung werden verschiedene restriktive Massnahmen angekündigt, die bereits auf diese Saison in Kraft treten. So dürfen die Fischerinnen und Fischer noch maximal zehn Äschen behändigen. Um den verletzlichen Fischbestand zu schonen und den Wiederaufbau zu fördern, wird die Fischereisaison um zwei Wochen vom 15. Juni bis 30. September verschoben (statt vom 1. Juni bis 15. September). In der Studie ist festgestellt worden, dass sich die Laichzeit der Äsche tendenziell nach vorne verschoben hat. Mit dem angepassten Zeitfenster wird es den Tieren ermöglicht, ihre Laichplätze zu verlassen und sich in ihre natürlichen Verbreitungsgebiete aufzusuchen, bevor die Fischereisaison beginnt.
«Würmli baden» nicht mehr erlaubt
Schliesslich wird auch ein Naturköderverbot erlassen. Gerade im oben genannten Innbogen benutzen viele Fischer Würmer als Köder auf die Äsche, das ist künftig nicht mehr erlaubt. Einzig tote Elritzen, die sogenannten «Bammeli», dürfen noch als Naturköder eingesetzt werden. Das Problem bei den Naturködern ist, dass diese gerade auch von kleinen Fischen gierig geschluckt werden. Muss bei einem solchen Fisch der Haken gelöst werden, um ihn ins Gewässer zurückzusetzen, verendet er oft.
Bei besagter Studie wurden aber auch andere Gründe für den Fangrückgang genannt. So haben sich die Äschenlebensräume unterhalb von S-chanf wegen Murgängen in den Seitengewässern verschlechtert. Aber auch die Schwall-Sunk-Effekte durch die Kraftwerksbetreiber sind mitverantwortlich. Gehen die Abflüsse schnell zurück, weil mehr Wasser turbiniert wird, kann das dazu führen, dass Äschenbrütlinge auf Kiesbänken stranden und eingehen.
Das eine tun, das andere nicht lassen
Darum die Frage an Fischereibiologin Laetitia Wilkins, Abteilungsleiterin Fischerei beim AJF, ob die nun beschlossenen Massnahmen einzig auf die Fischerinnen und Fischer abzielen. «Nein», sagt sie. Aber andere Interventionen, beispielsweise bei der Schwall-Sunk-Problematik, würden länger dauern. «Die Kraftwerksbetreiber sind verpflichtet, ihre Anlagen bis 2030 entsprechend zu sanieren. So lange aber können wir nicht zuwarten», sagt Wilkins. Bei der Fischerei könne man mit verschiedenen Massnahmen sehr rasch handeln, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
Dass es seitens der Petri-Jünger Kritik geben wird, denkt Wilkins nicht. «Das Verständnis ist da, die Fischer sind bereit, ihren Teil beizutragen.» Das habe sich auch anlässlich der Delegiertenversammlung des kantonalen Fischereiverbandes vor einer Woche gezeigt. Dort habe man die Massnahmen vorgestellt und sei damit auf viel Verständnis gestossen.
Fischereiverbot in der Maira
Neben den bereits genannten Gründen für den Fangrückgang wurden in der Studie weitere Probleme aufgezeigt. So hat ein natürliches Hochwasser im Jahr 2019 eine ganze Generation von Äschen dezimiert, gefolgt von einem Fischsterben unterhalb von S-chanf ein Jahr später. Aber auch Prädatoren wie der Fischotter oder der Graureiher haben Einfluss auf den Äschenbestand. Dieser Bestand ist seit der letzten Schätzung 2009 um rund 30 Prozent zurückgegangen, deutlich weniger also als die Fangzahlen. Vor allem grosse, reproduktionsstarke Äschen fehlen.
Auch eine weitere Verfügung des Kantons betrifft Südbünden. Die extremen Murgänge Ende August letzten Jahres haben dazu geführt, dass es in der Maira ab Einmündung des Valun dal Largh keine Fische mehr hat. Für den Wiederaufbau beziehungsweise die natürliche Regeneration des Fischbestandes gilt ab dieser Saison und bis auf Weiteres ein Fischereiverbot in der Maira.
Autor: Reto Stifel
Foto: Daniel Zaugg
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