In den nächsten Tagen wird sich der St. Moritzersee seinem Eiskleid komplett entledigt haben. Noch schwimmt, unüblich, viel Holz auf dem See, Überbleibsel der Winter-Veranstaltungen. In der ersten März-Hälfte musste die Infrastruktur in Rekordtempo unter schwierigsten Bedingungen abgebaut und in Teilen mit dem Helikopter vom See geflogen werden. Ein Wärmeeinbruch und starke Schneefälle hatten den See kaum mehr befahrbar gemacht. Einiges an Material war eingeschneit und ist erst in den letzten Wochen mit der Eisschmelze wieder zum Vorschein gekommen.
Die schwierigen Abbauarbeiten stehen sinnbildlich für einen Winter, der zwar viel Schnee gebracht hat und touristisch gesehen sehr erfolgreich war, den Veranstaltern der Wintersportanlässe auf den Seen aber einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. So führte der Engadin Skimarathon erstmals überhaupt in der Geschichte nicht über die beiden grossen Talseen. Beim White Turf musste der letzte Rennsonntag abgesagt werden.
Da stellen sich Fragen: Müssen sich die Veranstalter daran gewöhnen, dass die Seen tendenziell später und vielleicht auch schlechter gefrieren? Bleiben Tauwetter im Januar und Starkniederschläge die Ausnahme oder werden sie zur Regel werden? Denken die Veranstalter heute schon in Szenarien und haben sie einen Plan B in der Schublade? Was sagen die Wissenschaftler, was die Tourismusverantwortlichen?
Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, hat die EP/PL kürzlich zum runden Tisch geladen. Ursula Oehy Bubel, Rektorin der Höheren Fachschule für Tourismus, war mit dabei, Thomas Walther, Hotelier und OK-Präsident des White Turf, sowie der Glaziologe Felix Keller und der Klimatologe Jan Sedlacek. Fazit: Es wird auch in Zukunft Anlässe auf den Seen geben, Schwarzmalerei wäre ein schlechtes Rezept. Aber die Veranstalter müssen weiterhin viel Flexibilität zeigen. Und damit rechnen, dass es auch einmal ein Jahr ohne Polo oder White Turf gibt. Der erste Teil des Gespräch gibt es in der Ausgabe vom 2. Mai zu lesen.
Autor: Reto Stifel
Foto: Jon Duschletta
Autor: Reto Stifel
Foto: Jon Duschletta
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